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Der schon wieder! Alejandro González Iñárritu (r.) 2015 mit seinen Oscars für „Birdman“ und mit Sean Penn. Sein Western „The Revenant“ ist zwölf Mal nominiert.

© imago/ZUMA Press

Die Oscars 2016: Wer besiegt den Grizzlybär?

Oscar für „The Revenant“ oder doch ein Außenseiter-Coup: Ausblick auf die Gala am Sonntag.

So viel ist sicher, sagen wir mal zu 99 Prozent: Es wird ein Oscar-Jahr der Superlative. Wenn Alejandro González Iñárritu in der Nacht von Sonntag auf Montag zum zweiten Mal in Folge den Oscar für den Besten Film gewinnt – wogegen kaum noch jemand einen Wetteinsatz wagt –, wenn er für „The Revenant“ womöglich auch noch die Regie-Trophäe davonträgt, genau wie im Vorjahr für „Birdman“, dann geht er als erster Wiederholungssieger in die Geschichte der Oscars ein.

Und das auch noch als Mexikaner! Sean Penn, der auf der Gala 2015 den Umschlag geöffnet und Iñárritus Namen verkündet hatte, meinte damals mit schlagfertig bösem Humor: „Wer hat diesem Hurensohn bloß eine Arbeitserlaubnis erteilt?“ Diesmal wird vor allem darum gewettet, wie viele Witze Galamoderator Chris Rock sich zum Aufreger-Thema Diversity und #OscarSoWhite einfallen lässt. Denn anders als in den Vorjahren, in denen etwa Steve McQueens Sklavendrama „Twelve Years A Slave“ und Scorseses „The Wolf of Wall Street“ ein spannendes Kopf- an-Kopf-Rennen austrugen oder das Duell zwischen Tarantinos „Django Unchanged“ und Spielbergs „Lincoln“ mit dem Sieg von „Argo“ endete, geht Iñárritus „The Revenant – Der Rückkehrer“ weitgehend konkurrenzlos an den Start.

Weil der zwölffach nominierte ExtremWestern in dieser Preis-Saison schon fast alles gewonnen hat: drei Baftas, fünf Globes, darunter die für den Besten Film, sowie zahllose weitere Auszeichnungen seitens der amerikanischen Director’s Guild bis hin zu den Kritikerverbänden. Und weil Iñárritus Kino der Grausamkeit offenbar die gesellschaftliche Stimmung trifft: Mann gegen Mann, Mensch gegen Natur, Held gegen Grizzlybär, Todesangst, Rachedurst – und das alles im Schneesturm: Keine Frage, wir leben in harten Zeiten.

Auch im zehnfach nominierten, aber wohl nur in den technischen Kategorien aussichtsreichen Spektakel „Mad Max: Fury Road“ robbt der Held (Tom Hardy) im Dreck und trotzt brutalen Gegnern, allerdings gemeinsam mit toughen Frauen – Charlize Theron schießt einfach besser, und das mit nur einem Arm – soviel zum leidigen Thema Oscars und Frauen. Und vielleicht haben die (mit Verlaub) intelligenteren, weniger auf Action als auf Dialog und Sprachwitz setzenden Kandidaten ja doch eine klitzekleine Chance, das Old-School-Journalistendrama „Spotlight“ und das virtuose Börsencrash-Lehrstück „The Big Short“ – weil die in der Oscar-Academy besonders zahlreich vertretenen Schauspieler gutes Ensemblespiel nun mal zu würdigen wissen. Aber vermutlich reicht’s nur für die Drehbuchpreise. Dem Psycho-Kammerspiel „Room“ werden nur bei „Beste Darstellerin“ Chancen eingeräumt: Brie Larson, so die Experten, wird Cate Blanchett und Charlotte Rampling ausstechen. Weil Rampling sich mit einer blöden Äußerung zur DiversityDebatte unbeliebt machte und Blanchett schon zwei Oscars hat. Warum nur zog die Academy deren hinreißendem Melodram „Carol“ unter der Regie von Todd Haynes gleich zwei konfektionierte Produktionen bei den „Bester Film“-Nominierungen vor? Das Einwanderungsdrama „Brooklyn“, und der in Berlin mit deutscher Beteiligung gedrehte Historienfilm „Bridge of Spies“ sind mit drei beziehungsweise sechs Nennungen dabei.

Letzte Meldung: Leonardo DiCaprio hat nach fünf vergeblichen Anläufen seinen Oscar als Ich-besiege-den-Bären-„Revenant“-Titelheld doch nicht sicher in der Tasche. Das Wettportal Bwin hat ausgerechnet, dass bislang nur 20 Prozent aller Schauspieler-Oscars an den Siegerfilm gingen und 63 Prozent an Darsteller von good guys, nicht von solchen Rabauken wie DiCaprios Trapper Hugh Glass.

Und das Allerletzte: Die Academy verklagt das Unternehmen, das die Oscar-Goodie-Bag zusammenstellt. Zu den Präsenten und Gutscheinen im Wert von 225 000 Dollar gehören Luxus-Toilettenpapier und ein Vampir-Brust-Lifting.

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