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Kultur: Die Ost-West-Ausstellung "Dialoge" im Kunstforum der Berliner GrundkreditBank

In ein warmes Rot sind die Stellwände in der Rotunde des Kunstforums der Berliner GrundkreditBank getaucht. Hier begegnen sich Maler und Bildhauer aus Ost- und Westdeutschland in der Nähe von postmodernen Zitaten, expressivem Gestus, subjektivem Schmerz und der Suche der Stille.

In ein warmes Rot sind die Stellwände in der Rotunde des Kunstforums der Berliner GrundkreditBank getaucht. Hier begegnen sich Maler und Bildhauer aus Ost- und Westdeutschland in der Nähe von postmodernen Zitaten, expressivem Gestus, subjektivem Schmerz und der Suche der Stille.

Versöhnlich war das Motto der Sammlung, die 1985 von der GrundkreditBank begonnen wurde, schon immer: "Bilder vom Menschen" für Büros anzukaufen, hieß zuerst, auf ein Kunstverständnis zu setzen, das Narration und Gegenständlichkeit für die Auseinandersetzung braucht. Das Motto wurde unter dem Vorstand Jürgen Bostelmann, der von dem Galeristen Dieter Brusberg unterstützt wurde, sehr bald zu einem Bekenntnis für die Maler der DDR. Als die GrundkreditBank nach der Wende neue Filialen gründete, konnte sie mit ihrer Kunstsammlung bei ihrer neuen Klientel ihre Glaubwürdigkeit untermauern, für die Probleme im Osten ein Ohr zu haben.

Ein paar Jahre war es still um die Sammlung, solange der Prozess der Fusion von GrundkreditBank, Köpenicker Bank und Berliner Volksbank andauerte. Jetzt wird sie in neuer Durchmischung als westöstlicher Dialog vorgestellt. Damit markiert die Berliner Volksbank einen neuen Anfang, der Wahrung des Früheren und gegenseitige Achtung versprechen will. So sind jetzt an einer Wand Zeichnungen von Arno Mohr und Werner Heldt zu finden, die in den ersten Nachkriegsjahren von einer bescheidenen Suche nach stillen Winkeln und Orten eines sich im Kleinen wieder etablierenden Lebens erzählen. Dass der eine später zum Ahnherrn einer Ost-Berliner Malerschule und der andere zum Wegbereiter in eine spröde Reduktion wurde, scheint kaum mehr eine inhaltliche Polarisierung, sondern eher unterschiedliche Etikettierung des gleichen Anliegens.

Den gedrängten Zitaten aus der Geschichte in den Bildern von Bernhard Heisig und Werner Tübke wird ein Maler aus Hannover an die Seite gestellt, der an der Berliner Hochschule der Künste von 1938 bis 1945 und 1955 bis 1967 lehrte. In seinem "Malerleben" (1977) nutzt Bernhard Dörries einen biederem Naturalismus für eine Sammlung von Verweisen auf die Vergangenheit: In einem Regal sieht man ohne Größenunterschiede aufgereiht Baukasten, Schultafel, Maler und Modell, Portraits, Muscheln und Eichenlaub. Einen solchen Konservatismus als gemeinsamen Nenner haben die Realisten in Ost und West nicht verdient.

Spannender ist da die Begegnung von Wolfgang Petrick, Max Uhlig und Hartmut Ebersbach, die das Garstige, Widerständige und Wütende ihrer Figuren in die Behandlung des Materials hineinnehmen. Wenn auch zehn bis zwanzig Jahre zwischen ihren Bildern liegen, so verraten doch die Kratzer, die einmontierten Tuben und die Pinselstriche, die dem Betrachter um die Ohren gehauen werden, die gleiche Beschwörung einer ungebrochenen Energie, die sich zum Bildermachen nur eben so herbeiläßt und noch ganz anderes sprengen möchte. Ihre Aggression tobt nicht zuletzt gegen die Macher selbst und ihre Einwilligung in ein Spiel "Kunst", dessen Regeln sie hier wie da nicht in der Hand haben. Dagegen wirken später die neuen Wilden, die mit Bildern von Rainer Fetting und Angela Hampel vertreten sind, doch sehr narzisstisch und flach.

Glücklicherweise besteht die Ausstellung nicht durchgängig auf dem Dialog-Prinzip: So kann sich auch ein fragiler Kopf, den Gerhard Altenbourg auf brüchiges Papier wie die Topografie des Denkens gezeichnet hat, als Stimme eines Außenseiters einmischen. Ebenso dürfen am Rande die Fabelwesen des Leipziger Malers Frieder Heinze mittanzen, die einen Bogen zu archaischen Kunstformen schlagen.

1990 konnte Brusberg zum damaligen Sammlungsbestand verraten, dass er "insgesamt nicht mehr gekostet hatte als ein durchschnittliches Bild von Georg Baselitz". Die Bedingungen des günstigen Osteinkaufs existieren in dieser Form nicht mehr. Es wäre schade, wenn die Volksbank deshalb darauf verzichten würde, das thematische Profil der Sammlung weiter in eine Gegenwart hinein zu verfolgen, in der die "Bilder vom Menschen" noch ganz andere Angriffe erfahren.Kunstforum in der GrundkreditBank, Budapester Str. 35, bis 2. Januar 2000. Katalog 28 DM.

Katrin Bettina Müller

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