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Kultur: Die permanente Neugier

Die Jugend eines Theatermenschen dauert bis zu seinem Ende.Das ist Glück und Zwang zugleich.

Die Jugend eines Theatermenschen dauert bis zu seinem Ende.Das ist Glück und Zwang zugleich.Ohne die "temporäre Verjüngung, die wiederholte Pubertät" (Goethe) ist er erledigt.Die Jugend des Theatermenschen kann zeitweise verschwinden, welken, furchtbarerweise aufhören oder aber in verdoppeltem Maß wiederkehren.Sie kann sich verzetteln, verbrauchen, um unerwartet jünger denn je aufzublühen.Jugend im Theater hat etwas mit permanenter Neugier zu tun, mit einem Sich-Aussetzen, mit einer Lust und Intensität an Irrtümern, die mehr Einsicht geben als die scheinbare Klarheit.Es hat auch etwas mit Mut zu tun, mit dem Risiko, sich lächerlich zu machen, auch vor sich selbst lächerlich zu sein.Mit den Gefahren der Demütigung noch frei umzugehen.Sogenannte Reife ist größte Beruhigung.Sie täuscht vor, ist deckungsgleich mit der jeweiligen Gesellschaft, der augenblicklichen Zeitströmung, schafft keine Erinnerung an Inhalte und Bilder.Erfahrung und Können sichern nicht ab, im Gegenteil, werden sie nicht ständig außer acht gelassen, schnüren sie zu, drosseln.Günstigenfalls tauchen sie wie selbstverständlich auf, begleiten federnd.Jugend im Theater ist immer ein exponierter Aspekt zur Welt, ein leiser, ein schreiender, ein schmaler, ein aufgerissener, ein hermetischer, ein ausschüttender.Jugend im Theater ist ein absolut widersinniges Verlangen, ein oft trauriges, verzweifeltes, denn wie lang reicht die Kraft, um verharrt zu spielen, sich spielend mit der Zeit und ihren Veränderungen auseinanderzusetzen?

Der Regisseur Hans Neuenfels, geboren 1941 in Krefeld, lebt in Berlin.1991 veröffentlichte er den Roman "Isaakaros".Die Frage stellten die Berliner Festspiele mit Blick auf die heute beginnenden Festwochen.Letzte Folge: Moritz Rinke

HANS NEUENFELS

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