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Kultur: Die "Romantische": Auf Moos gebettet

Mozart wird gelobt, Paganini bejubelt. Sicher ist es zuviel verlangt von dem D-Dur-Violinkonzert KV 218, dass es vor interpretatorischem Furor sprühen sollte.

Mozart wird gelobt, Paganini bejubelt. Sicher ist es zuviel verlangt von dem D-Dur-Violinkonzert KV 218, dass es vor interpretatorischem Furor sprühen sollte. Setzt man aber wie Frank-Peter Zimmermann bei den Philharmonikern schwierigsten Paganini als Zugabe darauf, die Variationen "Nel cor più non mi sento", dann tost das Haus und stellt das Vorangegangene als Einspielstück in den Schatten. So bereitet der Virtuose, im Gefecht von Doppelgriffen, arco und pizzicato munter und brav, seinem Publikum zirzensische Freuden. Zwischen dem Geiger und dem Dirigenten Zubin Mehta herrscht bei Mozart routiniertes Einverständnis, zwei Könner sind am Werk, Galanterie und instrumentaler Narzissmus: Zimmermanns musikalische Interessantheit lässt sich in diesem Programm kaum herausfordern.

Die kosmopolitische Dirigentengeneration von Daniel Barenboim bis Zubin Mehta tut sich zur Zeit schwer damit, auf ihrem selbstverständlichen Niveau wirklich original zu sein, während der 70-jährige Lorin Maazel - zum Beispiel mit dem Salzburger "Tristan"-Ereignis - in neue Spären der Inspiration und Verantwortung aufzubrechen scheint. Das könnte nach den Jahren der Podiumstänze wieder spannend werden.

Mehta hat sich als Hauptwerk dieses Abends in der ausverkauften Philharmonie die Vierte von Anton Bruckner vorgenommen, die "Romantische". Die Hörnersymphonie ruht unter seiner Leitung gleichsam auf bemoostem Waldboden, einem pastosen Klanggrund, der die rauschhafte Intensität der Steigerungen abfedert. Mag Mehta, wie zuletzt in seinem Münchner "Falstaff" offenkundig, noch immer fern von seiner Bestform sein: dieser Bruckner - den Sensationen unter einem Musiker wie Günter Wand nicht vergleichbar - beweist den Maestro immerhin als Szenenbeherrscher. Dies um so mehr, als er die solistischen Naturbilder auf Händen trägt. Strotzend klingt das Berliner Philharmonische Orchester als Plenum. In der Holzbläserelite gastiert an der Seite Hansjörg Schellenbergers eine Gewinn bringende Aushilfe: Kornelia Brandkamp vom DSO unterstreicht mit sensiblem Nachdruck, wieviel Schönes und Spannendes der Orgelmeister von St. Florian sich in dieser Partitur für die Soloflöte ausgedacht hat.

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