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Kultur: Die Ruhe nach dem Sturm

"Wenn man die Hörner hört, sind die schon zu laut", erkärte Richard Strauss einst einem jungen Dirigenten-Kollegen zur Klangbalance.Marek Janowski beherzigte diesen Rat bei seinem als Strauss-Abend geplanten Konzert mit den Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin genau.

"Wenn man die Hörner hört, sind die schon zu laut", erkärte Richard Strauss einst einem jungen Dirigenten-Kollegen zur Klangbalance.Marek Janowski beherzigte diesen Rat bei seinem als Strauss-Abend geplanten Konzert mit den Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin genau.Neben der taktierenden rechten Hand kam die linke immer wieder dämpfend ins Spiel: Nur kein Klangbrei, keine verfetteten Streicher und lärmendes Blech.Schon im eröffnenden Sextett aus Capriccio für zwei Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli leitete Janowski die glänzend vorbereiteten Streichersolisten des RSB zu einem fein-silbrigen Strauss-Klang, zu einer kontemplativen Stimmungsmusik.Nobel, abgeklärt in sich selbst und der deutschen Musiktradition ruhend.Statt drei Orchesterliedern schloß sich (aus Krankheitsgründen) außer Plan Mozarts Klarinettenkonzert mit der atemberaubenden Solistin Sharon Kam an.Geschärft durch den kammermusikalischen Auftakt, fiel auf, wie genau Janowski das RSB eingestimmt hatte: Die Streicher agierten mit großer Homogenität, leicht und beweglich, mit Holz- und Blechbläsern subtil abgemischt.Eine Leistung, die weit über Begleitpflichten hinaus ging, obschon die emotionale Tiefe der Partitur nicht voll ausgekostet wurde.Hier ließ Janowski bewußt Raum für Sharon Kam, die ihn mit schier endlosem Atem überschwenglich nutzte.Melodiebögen blühten auf, jede Phrase entwickelte sich organisch, souverän gelangen verschattete Tiefen und brillante Höhen.Was für ein Glück, dieses Konzert für die einsame Insel so zart, so intim so ohne jede vordergründige Effekthascherei zu hören.Diese Linie führte Janowski konsequent mit der Sinfonia domestica fort, indem er die "Sinfonia" betonte und die programmatische Schilderung des Privatlebens der Familie Strauss schwach beleuchtete.Keine gigantische Kolportage, eher eine Pastorale, in der nach kurzen Stürmen intensiv die Ruhe nach der Gewitter zelebriert wird.Die Vergöttlichung der Kleinfamilie in der abschließenden Doppelfuge hätte sicher die eine oder andere ironische Wendung verkraftet.

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