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Kultur: Die scharfen Kanten platzen ab Gebaute Welt: Plastische Gestalten Friedemann Grieshabers in Berlin

Der Blick auf die Architektur der Gegenwart lehrt: kaum ein Haus, das ohne Beton auskommt. Beton – der Werkstoff des 20.

Der Blick auf die Architektur der Gegenwart lehrt: kaum ein Haus, das ohne Beton auskommt. Beton – der Werkstoff des 20. Jahrhunderts. Doch was bei den meisten Bauten als konstruktives Gerüst hinter einer Verkleidung verschwindet, das hat der Bildhauer Friedemann Grieshaber zum eigentlichen Thema und Material seiner Skulpturen gemacht, die derzeit in der Stiftung für Bildhauerei zu sehen sind.

Seine kleinformatigen Hausmodelle, Schreine und trohnartigen Aufbauten spielen ebenso wie die schlanken Stelen mit den Motiven von Haus und Stadt: Dachformen und Gebäudekuben fügen sich aneinander, bis hin zur „Grauen Stadtlandschaft“ (2000). Doch es sind minimalistische Betonarchitekturen, Abstraktionen der gebauten Welt, die der 1968 in Ravensburg geborene Grieshaber entwirft. Reduziert auf geometrische Grundformen, haftet seinen Baukörpern eine archaische Note an. Unterstrichen wird diese Wirkung durch die raue Materialität des grauen Betons, der den Skulpturen eine gewisse Ruppigkeit verleiht.

Glatte Oberflächen sind nicht das Ziel des in Berlin arbeitenden Grieshaber. Bewusst lässt er es zu, dass die scharfen Kanten seiner Skulpturen abplatzen und auf diese Weise Einblicke in die Struktur des Betons ermöglichen. Zugleich wird dadurch die Oberflächenwirkung der Baukörper und stelenartigen plastischen Gestalten zusätzlich belebt. Einige Arbeiten erinnern entfernt an Vorbilder wie die gelängten Figuren Alberto Giacomettis oder der endlosen Säule Constantin Brancusis.

Doch Grieshabers Arbeiten erweisen sich als durchaus eigenständige Auseinandersetzungen mit den Vorbildern aus der Skulpturgeschichte und überraschen durch formale Reduzierung und ihre elementaren Qualitäten. Jürgen Tietz

Friedemann Grieshaber. Baukörper und Plastische Gestalten. In der Stiftung für Bildhauerei, Studiogalerie, Sensburger Allee 26, bis 13. Oktober

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