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Kultur: Die schweigsame Frau

über ein seltsames Saisonthema Der Anspruch ist hehr: Die Rolle der Frauen in der Musik hat die Komische Oper in dieser Spielzeit zum Schwerpunktthema ihrer Sinfoniekonzerte erklärt. Da gäbe es allerdings eine ganze Menge Stoff aufzuarbeiten.

über ein seltsames Saisonthema Der Anspruch ist hehr: Die Rolle der Frauen in der Musik hat die Komische Oper in dieser Spielzeit zum Schwerpunktthema ihrer Sinfoniekonzerte erklärt. Da gäbe es allerdings eine ganze Menge Stoff aufzuarbeiten. Die Komponistinnen vergangener Epochen sind mit Ausnahme von Clara Schumann und Fanny Mendelssohn immer noch weitgehend unbekannt, und mit den wichtigen Komponistinnen der Gegenwart von Adriana Hölzsky und Sofia Gubaidulina über Unsuk Chin und Kaija Saariaho bis zu Olga Neuwirth und Isabel Mundry ließe sich allein schon eine spannende Konzertreihe gestalten.

Was das Orchester allerdings aus dem Thema gemacht hat, enttäuscht ein wenig. Die in der Jahresvorschau eigens herausgehobenen Werke sind überwiegend fast doch von Männern geschrieben. Von Janaceks Eifersucht-Ouvertüre als wenig liebenswürdigem Auftakt über Schönbergs „Pelléas“ bis zu Alban Bergs Violinkonzert. Bis in dem Zyklus überhaupt das erste Werk einer Komponistin erklingt (eine Ouvertüre von Louise Farrenc), muss man bis zum Februar warten, und auch für den Rest der Saison gibt es nur ein einziges weiteres Sinfoniekonzert, in dem überhaupt noch zwei (kurze) Werke von Frauen vorgestellt werden. Ein Komponistinnenstück pro Konzert wäre eigentlich das Minimum gewesen, um wenigstens ein produktives Spannungsverhältnis zu den Werken der männlichen Kollegen aufzubauen.

Im Konzert am Freitag hätte ein Werk von Lili Boulanger, Amy Beach oder Ethel Smyth (um nur ein paar Beispiele zu nennen) sich durchaus gut gemacht, ohne dass die Zuschauer gleich in Scharen die Flucht ergriffen hätten. Zu verschmerzen wäre die Mogelpackung allenfalls noch gewesen, wenn in einem mutigen Schritt wenigstens alle Konzerte an Dirigentinnen vergeben worden wären. Schließlich gibt es ja mittlerweile genug profilierte Maestras. So ein weltweit vermutlich einmaliges Projekt hätte der Klassikstadt Berlin gut angestanden. Doch auch in dieser Hinsicht ist der Freitagsauftritt der Britin Jane Glover in der Komischen Oper der einzige Lichtblick: Auf dem Programm stehen Mendelssohns „Italienische“ Sinfonie, Strauss’ „Metamorphosen“ und Gesangsszenen von Britten und Haydn mit der Mezzosopranistin Anne Murray. Business as usual, mehr nicht.

Jörg Königsdorf

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