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Kultur: Die Verspielte

KRISTIN FLADE Leider ist Deutschland ja das Mutterland der schlechten Laune. Das sieht man auch an den Filmen: Düster und traurig sind die.

KRISTIN FLADE

Leider ist Deutschland ja das Mutterland der schlechten Laune. Das sieht man auch an den Filmen: Düster und traurig sind die. Und dann wollen die Regisseure einem noch die Welt erklären und schwingen die Moralkeule. Beides ist nichts für mich, weder diese Schwere noch der ewige Zeigefinger. Gerade habe ich einen japanischen Film gesehen, „Ichijiku no kao“, der war nach meinem Geschmack: bunt, verrückt und liebenswert. Ich mag das Surreale, ich mag Experimente: In „Elvis Pelvis“ zum Beispiel, da gibt es split screens, man sieht gleichzeitig zwei Szenen und denkt die beiden Handlungen dann dadurch zusammen. Ich mag auch Semiformen zwischen Doku und Fiktion: In „Kurz davor ist es passiert“ erzählen fünf unbeteiligte Personen die Geschichten von Frauen, mit denen Sexhandel getrieben wurde. Der Bruch, der dadurch entsteht, ist spannend – so etwas sollte man viel mehr ausprobieren. Auch Theater und Film kann man toll mischen. Generell gehen Filme mir näher, da passiert es auch häufiger, dass ich weine. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass ich im Kino nicht zurück angeguckt werden kann, dass ich der Voyeur bin, von mir aber keine Reaktion erwartet wird. Das macht Kino intensiver, aber auch einsamer. Gerade jetzt bei der Berlinale sind meine Sozialkontakte eliminiert. Ich schreibe nur nachts, wenn ich aus dem Kino komme, noch eine E-Mail: eine filmische Rundmail an meine Freunde, über all das, was ich gesehen habe. Aufgezeichnet von Verena F. Hasel

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