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Die Wagners: Die liebe Familie

Der Beerdigung von Wolfgang Wagner blieben die Wieland-Wagner-Kinder demonstrativ fern. Wirklich interessiert hat die neuerliche Klein-Familienfehde aber niemanden.

Die „Bunte“ ist, was man früher eine Illustrierte nannte. Aktuell beschäftigt sie sich mit Nathalie von Bismarcks 55 abgespeckten Kilos und der Frage, ob Katie Price (Katie wer?) zum vierten Mal schwanger ist. Insofern hat Nike Wagner eine bezeichnende Wahl getroffen, als sie der „Bunten“ nun ein Interview gab. Drei Tage nach der Trauerfeier für Wolfgang Wagner gibt seine Nichte zu Protokoll, dass die Familie eine Chance auf Versöhnung verpasst habe. „Man muss einander ja nicht in die Arme fallen, aber ein gemeinsamer Umtrunk zu Ehren des Verstorbenen hätte geholfen“, so die Leiterin des Weimarer Kunstfestes mit unüblich viel Kreide in der Stimme.

Die Wieland-Wagner-Kinder Iris, Nike, Wolf-Siegfried und Daphne nebst Vetter Gottfried (Wolfgangs Sohn aus erster Ehe) waren der Feier mit einigem Lärm ferngeblieben. Zu spät verschickte Einladungen, die falschen Sitzplätze, die falsche Musik (von Mendelssohn! in diesen Ex-Nazi-Hallen!) – man suche sich’s aus, in schönster Wagner-Tradition.

Natürlich wäre es ein Bild gewesen, alle Wagners am Sarg ihres letzten Patriarchen vereint zu sehen. Zwei Wege hätten dorthin geführt: Entweder die Wieland- Sippe hätte sich, statt auf die erste Reihe zu pochen, mit der Mittelloge begnügt, um des Friedens willen und dem Toten zu Ehren. Eigentlich, sagt Nike, habe sie ihren Onkel nämlich gemocht. Oder aber die Damen Festspielleiterinnen, die Wolfgang-Töchter Eva und Katharina, hätten sich darauf besonnen, dass es keine effektivere, strategischere Demonstration der eigenen Macht gibt als Großherzigkeit und herrscherliche Milde.

Müßig, darüber zu spekulieren, an wem es nun gewesen wäre, den entscheidenden Schritt zu tun. Man hasst sich schon lange und immer wieder neu. Mit Gottfried jedenfalls wollte der „Alte“ partout nichts mehr zu tun haben. So etwas kommt in den besten Familien vor und hat Gründe, die per Leichenschmaus kaum aus der Welt zu schaffen sein dürften.

Eine Hoffnung aber keimt. Wirklich interessiert hat diese neuerliche Klein- Fehde niemanden. Sie spielt buchstäblich auf dem Friedhof (wo Siegfried und Wieland und Winifred und Gertrud und Gudrun übrigens traut miteinander begraben liegen), und dort gehört sie spätestens seit der gesellschafterisch-demokratischen Neuordnung der Festspiele 2008 auch hin. Oder in die „Bunte“.

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