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Kultur: Die Wahrheit liegt auf dem Platz

Nach ihren Filmen zu urteilen, sind die Deutschen ein hoffnungslos unsportliches Volk. Während Hollywood in regelmäßigen Abständen das Leben berühmter Boxer nacherzählt oder die Triumphe einer Baseballmannschaft feiert, hat Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern“ trotz seines Erfolgs keinen Nachahmer gefunden.

Nach ihren Filmen zu urteilen, sind die Deutschen ein hoffnungslos unsportliches Volk. Während Hollywood in regelmäßigen Abständen das Leben berühmter Boxer nacherzählt oder die Triumphe einer Baseballmannschaft feiert, hat Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern“ trotz seines Erfolgs keinen Nachahmer gefunden. Bezeichnenderweise gibt es als Abart des Sportfilms den deutschen Sport-Problemfilm über Hooligan-Gewalt im Stadion, sexuelle Diskriminierung beim Boxtraining oder die Angst des Tormanns beim Elfmeter. Eine Ausnahme ist, trotz des finsteren historischen Hintergrunds, Das große Spiel von 1941. Regisseur Robert A. Stemmle betont das Spielerische am Fußball, und da zwei deutsche Mannschaften gegeneinander antreten, wird auch keine nationale Überlegenheit behauptet.

Stemmle, dem es auch nach 1933 gelang, mit sozialer Genauigkeit die arbeitende Bevölkerung zu porträtieren, setzt seine Fußballmannschaft aus Bergarbeitern zusammen. Neben Gustav Knuth und René Deltgen gehört auch Adolf Fischer zum Team, der trotz KPD-Mitgliedschaft die NS-Zeit als Kleindarsteller überstand. Max Schmeling hat einen Kurzauftritt als Zuschauer im Olympiastadion (Sonntag, 12 Uhr, im Central).

Anders als der Sportfilm ist der Künstlerfilm ein fester Bestandteil des deutschen Kinos. Detlef Sierck, besser bekannt als Douglas Sirk, gelang 1936 der Durchbruch mit dem Melodram Schlussakkord . Eine anständige, aber mittellose Frau gibt ihren Sohn zur Adoption frei und wird von den Adoptiveltern als Kindermädchen eingestellt. Der Adoptivvater ist selten zu Hause, weil er ein Orchester dirigiert, während die Adoptivmutter unter Sammlern „entarteter Kunst“ verkehrt. Die Rolle der lasterhaften Frau wurde mit Lil Dagover besetzt, ein Star, mit dem sich die Zuschauerinnen mehr identifizierten als mit ihrer tugendhaften Gegenspielerin (Dienstag im Arsenal).

Weil die wenigsten Frauen tugend- und lasterhaft sind, träumte so mancher Mann von einer künstlichen Frau, die alles Gute und Schlechte in sich vereint. Inspiriert von Fritz Langs „Metropolis“ inszenierte der britische Regisseur und ehemalige Hitchcock-Kameramann Bernard Knowles die Komödie The Perfect Woman (1949), in der es nicht um eine Roboterfrau geht, sondern um eine Frau aus Fleisch und Blut, die sich als Roboter ausgibt (heute und So im Zeughauskino in der Reihe „Metropolis und die Folgen“).

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