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Kultur: Diese Woche auf Platz 1 daniel K:

„You Drive Me Crazy“

HITPARADE

Kleines d, großes K – so schreibt man seinen Namen jetzt. Daniel, der herzige Quotenkasper, hat seine erste Single vollgesungen und gleich in der ersten Woche angeblich 500 000 Stück verkauft. Co-„Superstar“ Alexander fiel vom ersten Platz. Trotzdem: eine Win-Win-Situation, wie Amerikaner sagen, für BildBohlenBertelsmann. DsdS-Produkte haben die Supermarktregale besetzt. Jetzt gehört dieses Territorium bald wieder seinen rechtmäßigen Bewohnern: den Konzernen. Im Vergleich zur russischen Version der Show wirkt das geradezu human: Dort lässt man Strafgefangene um ihre Freiheit singen.

Für daniels Video wurde der Vorspann der zweiten „Austin Powers“-Folge nachgestellt. Darin tobt ein nackter Austin Powers durch ein Hotel, und sein Geschlecht wird von phallischen Lebensmitteln wie Baguettes, Salami oder Bananen verdeckt, die von den Gästen verspeist werden. Was werden dazu die homophoben Nachbargemeinden von Eggenfelden sagen? Kann der Molkerei-Riese Müller Milch, der daniel unter Vertrag nahm, so etwas noch in sein Image einbauen? Was soll bloß aus dem Jungen werden?

Der daniel wird es vielleicht bald noch bunter treiben. Er will nach Berlin ziehen. Vorsicht, lieber daniel: Wenn du noch nicht so genau weißt, ob du Jungs oder Mädchen bevorzugst, ist es zwar klug, das prophylaktisch zu gestehen und nicht jahrelang mit der Lüge zu leben wie Walter Sedlmayr oder Rex Gildo. Aber in Berlin gibt es nicht nur Leute, die schwul tun, sondern auch solche, die es wirklich sind. Und die haben noch andere Sachen im Sinn, als biegsamen Gesangslaien den Bauch mit Mandarinenöl einzureiben.

Ralph Geisenhanslüke

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