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Kultur: Diese Woche auf Platz 32 Sean Paul:

„Dutty Rock“

HITPARADE

Wie heißt das jetzt? „Pass the drow"? „Pass the Dior"? Sean Paul wusste es auch nicht genau. Er wusste nur: Der Text muss sich reimen. Und: Er suchte ein neues Synonym für eine Sache, die in seiner Heimat Jamaika unter dem Namen „Ganja“ bekannt ist. Di wiad meehn, ya no? Aber weil all diese Kifferklischees und die dazugehörigen Vokabeln durch jahrzehntelangen Reggae-Konsum aufgeraucht sind, machte Paul sich daran, seine eigenen Wörter zu suchen. Also heißt das Gras bei ihm: dro. Und eine Zeile weiter in seinem Song „Gimme The Light“- verlangt der ausschweifende Jüngling schon nach dem „Moe“. Damit ist der Moët gemeint – zu Deutsch: der Mött, Schaumwein französischer Herkunft. Das liebe Geld heißt „dough“ – der Teig. Und was passiert, wenn die pounanis ihre bubbles schütteln, das übersetzt sich bitte jeder selbst.

Man sieht: Das ohnehin schon unübersichtliche jamaikanische Patois wird hier zu einer Angelegenheit für Spezialisten. Eine Funktion, die Slang oftmals hat: Außenstehende auszuschließen. Eine Welt für Eingeweihte schaffen. Da nützt dann auch der dickste „dough“ nichts: Wer nicht dazu gehört, soll auch nicht verstehen.

Sean Pauls Musik aber ist alles andere als Insider-Kram. Seine Platten rotieren spätestens seit „Baby Boy“, der zielgruppenübergreifenden Zusammenarbeit mit Beyoncé Knowles, auch in deutschen Adoleszentenzimmern. Mag Paul auch in Interviews erklären, ein „Dutty“ sei – noch so ein Fantasiewort – eine schmutzige Gras-Pfeife: Er vertickt nicht den rohen, unverschnittenen Stoff, sondern eine domestizierte Indoor-Züchtung. Damit aber scheint er die richtige Dosis gefunden zu haben. Und länger brennen tut’s auch: Das Album „Dutty Rock“ hält sich seit 48 Wochen in den deutschen Charts.

Ralph Geisenhanslüke

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