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DIMITER GOTSCHEFF INSZENIERT„Anatomie Titus Fall of Rome“: Im Blutstrom blättern

Die Begegnung mit Heiner Müller war prägend für den jungen Dimiter Gotscheff. So ist es nur konsequent, dass der Regisseur seine Auseinandersetzung mit dem Werk des verstorbenen Dramatikers immer weiter treibt.

Von Sandra Luzina

Die Begegnung mit Heiner Müller war prägend für den jungen Dimiter Gotscheff. So ist es nur konsequent, dass der Regisseur seine Auseinandersetzung mit dem Werk des verstorbenen Dramatikers immer weiter treibt. Nachdem er zuletzt am Deutschen Theater „Die Hamletmaschine“ inszeniert hat, nimmt er sich nun „Anatomie Titus Fall of Rome“ vor. Müller bearbeitete Shakespeares Vorlage 1984 unter dem Motto: „Der Menschheit/ Die Adern aufgeschlagen wie ein Buch/ Im Blutstrom blättern“.

Das krude, blutrünstige Stück zeigt die Welt als Schlachthaus und ist voll von Monstrositäten, die in der Geschichte des Dramas kaum ihresgleichen finden. Nach seinem Sieg über die barbarischen Goten kehrt der Feldherr Titus Andronikus heim nach Rom. Als Gefangene führt er die Gotenkönigin Tamora, zwei ihrer Söhne und ihren schwarzen Liebhaber mit sich. Als Titus den jüngsten Sohn Tamoras hinrichten lässt, wird eine unaufhaltsame Tötungsmaschinerie in Gang gesetzt. Für Müller war sein dialektisches Denkspiel „ein aktueller Text über den Einbruch der Dritten Welt in die Erste Welt, mehr ein Seneca für den Jahrmarkt als eine Tragödie“. Beim Kampf mit Müllers Textgeröll setzt Gotscheff auf seine bewährten Schauspieler. Samuel Finzi und Wolfram Koch, die sich schon in den „Persern“ als perfekt aufeinander eingespielte Kontrahenten gegenüber standen, dürfen ihre Feindschaft nun mit extremen Mitteln austragen. Grausamkeit sowie Leidensfähigkeit wird auch den Damen abverlangt: Mit Margit Bendokat, Almut Zilcher und als Gast Jule Böwe schickt Gotscheff eine schaurig-schöne Trias in die Schlacht. Sandra Luzina

Deutsches Theater Mi 28.11., 19.30 Uhr (ausverkaufte Premiere), Do 6.12., Sa 8.12., 19.30 Uhr, 7-31 €

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