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Der Berliner Denis Cuspert nannte sich als Rapper Deso Dogg. Später ging er zum IS.

© dpa

Diskussion zu "Rap & Islam": Gott will, dass wir rappen, Digga!

Eine Diskussionsrunde über "Rap & Islam" in der Berghain Kantine redete munter aneinander vorbei - unterhielt aber dennoch bestens. Auch dank Interventionen aus dem Publikum.

Eine Gesprächsrunde so richtig gegen die Wand zu fahren und dennoch einen vergnüglichen Abend zu bieten, das bekommt nicht jedes Symposium hin. Das Panel „Rap & Islam“ in der sehr gut gefüllten Kantine des Berghains zeigte, wie’s geht. Denn so viel lustiges Aneinandervorbeigerede erlebt man bei derartigen Veranstaltungen selten. Wobei auch dem Publikum für seine Performance gedankt werden muss: Ein Zuhörer schnappt sich irgendwann einfach Mikro und Hocker, setzt sich mittenrein in die Plauderrunde und verwandelt das bis dahin weitgehend ziellose Palaver in eine richtige Show.

„Rap & Islam“ ist ein spannender und ergiebiger Themenkomplex, spielt der Islam doch bei vielen Hip-Hop-Acts von Public Enemy bis hin zum Wu Tang Clan eine wichtige Rolle. Raptexte sind voller Anspielungen auf den Koran und Bekenntnisse zur Nation of Islam, böse antisemitische Ausfälligkeiten von so manchem muslimischem Rapper gibt es obendrauf. Darüber könnte man bei einer Veranstaltung mit dem Titel „Rap & Islam“ zumindest rudimentär reden, aber Hip-Hop-Historie scheint heute nicht zu interessieren.

Was aber dann? Schwer zu sagen. Die Gesprächsrunde bestehend aus Sineb El Masrar, die die multikulturelle Frauenzeitschrift „Gazelle“ herausgibt, Katja Lucker, Chefin des Musicboard Berlin, der Filmemacherin und ehemaligen Pro-Sieben-Moderatorin Mo Asumang, dem Journalisten Marcus Staiger und dem Hip-Hop-Labelmacher Jens Ihlenfeldt will kein Thema finden. Bis es schließlich um das aktuell Naheliegende geht: Deutschlands international bekanntesten Ex-Rapper Deso Dogg aus Berlin, der heute eine große Nummer bei der Terrormiliz Islamischer Staat ist.

Am Ende kommen sie doch noch beim Thema "Rap & Islam" an

Rap und Islamismus, darüber will Moderator Ekrem Senol, dann doch noch ein wenig reflektieren. Aber zu dem Zeitpunkt geht schon nichts mehr. Marcus Staiger hat Katja Lucker bereits zu verstehen gegeben, dass er sie für eine schnöselige Kulturtante und verkappte Rassistin hält, worauf die klarstellt, dass sie keine Rassistin sei. Ekrem Senol siezt gnadenlos jeden aus dem Publikum, als hätte er sich in der Veranstaltung verirrt. Mo Asumang erklärt, dass sie lieber von Menschen mit „Migrationsgeschichte“ anstatt „Migrationshintergrund“ reden würde, woraufhin eine Zuhörerin sagt, sie könne auch gut damit leben, „Kanakin“ genannt zu werden. Katja Lucker macht gleich mehrfach klar, dass sie selbst nicht wisse, was sie als ziemlich unmuslimische Frau hier überhaupt soll und der Typ aus dem Publikum, der die Bühne nicht mehr verlassen will, erklärt pausenlos, er sei ein von seinem Gott erweckter Rapper. „Rappt!“ ruft er, Gott wolle das. Womit man am Ende immerhin doch noch beim Thema „Rap & Islam“ angekommen wäre.

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