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Popstar und Aktivistin: M.I.A. aka Maya Arulpragasam

© Cinereach

Doku über M.I.A. auf der Berlinale: Ihr müsst nach Sri Lanka schauen

Vom Flüchtling zum Popstar: Die Doku „Matangi Maya M.I.A.“ über die in Sri Lanka geborene Sängerin im Panorama.

Dunkelhäutige junge Männer klettern an riesigen Zäunen hoch, schippern in Holzbooten übers Meer, rennen durch sandiges Niemandsland. Im Video zu dem Song „Borders“ reinszenierte M.I.A. vor zwei Jahren auf stilisierte Weise die Situation massenhaft flüchtender Menschen, wozu sie singend Fragen zu Freiheit, Grenzen und Privilegien stellte. Der Clip warf selber Fragen auf: Sind die Migrantendarsteller nicht reine Dekoration, wird hier nicht Not ästhetisiert ausgebeutet? Darf ein Londoner Popstar, der mit einem US- Milliardär verheiratet ist, sich so zu einer humanitären Katastrophe äußern?

Einige Antworten darauf gibt Steve Loveridges Dokumentation „Matangi/Maya/M.I.A.“, die die verschiedenen Namen der 1975 in Sri Lanka geborenen Musikerin im Titel trägt und durch Szenen von den „Borders“-Dreharbeiten gerahmt ist. Auch sonst streicht er die zentrale Stellung des Fluchtthemas im Leben und Werk von M.I.A. heraus. Von ihrer musikalischen Biografie skizziert er nur die Anfänge. Mit neun Jahren kommt sie aus dem Bürgerkrieg ihrer Heimat nach West-London. Ihr Vater kämpft bei den Tamil Tigers, während sie beginnt, sich für westliche Popmusik zu begeistern und schließlich – als einzige Nicht-Weiße ihres Jahrgangs – auf das Saint Martins College of Art geht, um Filmemacherin zu werden. Ständig hat sie eine Kamera dabei, ein umfangreiches Videoarchiv entstand. Dieses übergab sie ihrem Studienfreund Loveridge, dem sie freie Hand gab für seine Dokumentation. Eine gute Entscheidung, ist diese doch sichtbar das Werk einer M.I.A. wohlgesinnten Person, doch deshalb keineswegs glorifizierend.

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Mitunter grenzwertig und kontrovers

Als Schlüsselerlebnis der Sängerin setzt er einen zweimonatigen Sri Lanka-Aufenthalt im Jahr 2001, bei dem sie Verwandte interviewt und die gewalttätige Atmosphäre im Land am eigenen Leib erlebt. Ihre damals gewachsene emotionale Nähe speist ein Verantwortungsgefühl: Als prominente Tamilin nutzt sie ihre Präsenz in den westlichen Medien, um die Situation der dortigen Bevölkerung zu thematisieren – genau wie die von Geflüchteten. Wer, wenn nicht sie sollte das tun? Ihr das abzusprechen, nur weil sie inzwischen zu Wohlstand gekommen ist, spiegelt ein heuchlerisches Authentizitätsverständnis. Natürlich ist ihr Radical Chic mitunter grenzwertig und kontrovers, doch sie hat das gleiche Recht auf ihre Geschichte wie jeder blasse Songwriter, der über sein zerrüttetes Elternhaus oder sein gebrochenes Herz singt.

17.2., 20 Uhr (International), 18.2., 19 Uhr (Cinestar Imax), 19.2., 20 Uhr ( International), 23.2., 15 Uhr (Colosseum)

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