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Dokumentarfilm über Max Beckmann: Der Ungreifbare

Ein Dokumentarfilm über den Maler Max Beckmann.

Max Beckmann hat ein gewaltiges Werk hinterlassen, darunter zahlreiche Gemälde, die übervoll sind an Aussagen über die Welt, über das Leben, über die condition humaine. Der Maler hat sich zugleich auch sprachlich mitzuteilen gewusst, hat zahlreiche Briefe geschrieben, Tagebücher geführt. Wenn es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen reflektierenden Künstler gab, dann gewiss Beckmann.

„Jeder kann die Bilder entziffern, und dennoch kann sie niemand wirklich erklären“, sagt Ann Temkin, Kuratorin am New Yorker Museum of Modern Art, in dem Film von Michael Trabitzsch, der schlicht „Max Beckmann“ heißt. Das ist genau die Falle, in die jeder Beckmann-Interpret tappt: Da sich die Bilder zur Interpretation förmlich anbieten und der Maler zudem jede Menge rätselhafter Zitate hinterlassen hat, macht sich jeder den im Grunde gleichen, bedeutungsschweren Reim. Die im Film ausgiebig befragten Experten halten sich penibel an den gängigen Kanon der Beckmann-Auslegung.

Nur weiß der Film nicht, was er sein will – eine Abbildung der Gemälde, unterlegt mit Beckmann-Zitaten und Expertenzugaben, oder eine Dokumentation der aufregenden Vita des Malers. Der sucht der Erfahrung des Ersten Weltkriegs standzuhalten, findet Erfüllung in einer neuen, lebenslangen Beziehung, wechselt die Stadt und das Land, bleibt gezwungenermaßen im Amsterdamer Exil und geht schließlich in die USA, wo er am Herzschlag stirbt. Dazu zeigt der Film historische Aufnahmen und Belangloses von heute. Wie im Fernsehen. Als Koproduktion mit dem NDR ist der Film entstanden, gekürzt war er auf Arte zu sehen.

Die Chronologie der neun Triptychen Beckmanns ab 1932/33 soll dem Film eine chronologische Struktur verleihen. Die Beckmann-Kenner hingegen interpretieren die Kunst vom Ende her, vom Tod des Malers. Dass Beckmann bereits ein zehntes, zudem heiteres Triptychon („Ballettprobe“) begonnen hatte, bleibt unerwähnt.

Es ist keine Dokumentation, die ein hermetisches Werk aufschließt. Trabitzsch will viel – und schafft es wohl darum auch nicht, in 92 Minuten ein gültiges Porträt dieses Malers und seiner Kunst zu erstellen. Dazu hat Beckmann einfach zu viel und zu vieles gesagt. Bernhard Schulz

Delphi, FT Friedrichshain, Hackesche Höfe, Kant, Neues Off, Passage

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