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Kultur: Doppelter Sanierungsfall

Eine

von Rüdiger Schaper

Dies ist eine gute Nachricht für Berlin– und auch für Staatsminister Bernd Neumann, der eine lange Anlaufzeit im Amt hatte. Die Sanierung der Staatsoper kann beginnen, wenn auch nicht sofort, sondern erst ab 2008. 50 Millionen Euro gibt der Bund – etwas mehr als ein Drittel der veranschlagten Baukosten. Berlin darf sich freuen. Und zusehen, wie es seinen Anteil aufbringt: noch einmal 50 Millionen Euro.

Daniel Barenboims Einsatz bei dieser komplizierten Operation ist nicht gering einzuschätzen, der Künstlerische Direktor der Lindenoper hat um sein Haus gekämpft. Und er kann auf private Unterstützung in großem Stil rechnen. Der Unternehmer Peter Dussmann und der Staatsopern-Förderkreis wollen 30 Millionen Euro in den Sanierungsdeal einbringen. Das lässt sich sehen.

Die Berliner Opernfrage, selbst schon ein Klassiker, ist damit aber noch lange nicht beantwortet. Wenn Neumann von der Notwendigkeit spricht, das einzigartige Kulturdenkmal Staatsoper vor dem Verfall zu retten, trifft er den Punkt. Denn hier geht es um den historischen Knobelsdorff-Bau, um den Erhalt von Architektur, also um die äußerliche Voraussetzung für den Opernbetrieb. Michael Schindhelm, Generaldirektor der Berliner Opernstiftung, freut sich über die Sanierungsaussichten, weist aber auch darauf hin, dass die „schwierige Situation der Berliner Opernlandschaft nur mit vereinten Kräften und unter Beteiligung des Bundes gelöst“ werden könne. Schindhelm war zuletzt mit weniger schönen Nachrichten konfrontiert. Der Senat wird die Zuschüsse für die drei Opernhäusern in den kommenden Jahren erheblich reduzieren, um nicht weniger als 13 Millionen Euro. Das entspricht dem Jahresetat einer mittleren Schauspielbühne. Schindhelm warnt: Diese Kürzungen gefährden den Opernspielbetrieb. Und vielleicht auch eines der drei Häuser. Im Herbst will er sein Sanierungskonzept vorlegen – und da wird nicht die Rede von Steinen und Technik sein, sondern von Menschen und Kunst, von künstlerischen Kollektiven und (bezahlbarer) Ästhetik.

Die Opernstiftung bleibt, als virtuelles Dach, das sich über einem Berg von materiellen und strukturellen Problemen spannt, eine halsbrecherische Konstruktion. Sie kann einstürzen – auch über einer dereinst wunderbar renovierten Staatsoper. Der Bund, auch wenn die Opernstifter darauf hoffen, wird sich an der laufenden Finanzierung des hauptstädtischen Opernbetriebs nicht beteiligen. Die gute Tat der Generalsanierung ist erst einmal nur die halbe Miete: In diesem Denkmal muss ja auch Leben sein.

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