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Kultur: Dreifachdoll

Das Preisträgerkonzert des Bundeswettbewerb Gesang.

Ihr Herz schlägt für den Nachwuchs, für die 18 Gewinner des diesjährigen Bundeswettbewerbs Gesang Musical/Chanson. So heftig, dass Katharine Mehrling auf der riesigen Bühne des Friedrichstadtpalasts gesteht: „Ich habe mich verliebt.“ Nachdem die Sängerin als emphatische Jury- Vorsitzende eine Woche lang 86 Talenten eine Chance gab, übernimmt sie noch die Moderation des Preisträger-Gala. Kollege Dominique Horwitz musste erkrankt absagen. Auch Mehrling hat schon mal gewonnen beim Bundeswettbewerb, 1995. „Den ersten Platz hat mir ein steppender Krankenpfleger weggenommen. Heute sind wir die besten Freunde.“ Konkurrenz belebt das Showgeschäft, für das längst mehr Darsteller ausgebildet werden, als ein Engagement bekommen können. Starke Stimmen aus München treffen auf profilierte Darsteller aus Berlin und allzeitbereite Allrounder aus Hamburg. Im Bundeswettbewerb zeigt sich, wo wie ausgebildet wird. Das Niveau ist hoch, nichts weniger als ein „triple threat“ ist gefragt: singen, tanzen, spielen – und immer: lachen!

Dass das Chanson in diesem Jahr so glänzt, liegt auch an den Texten. Gleich dreimal stammen sie aus der Feder von Thomas Pigor, der auch in der Jury saß. „Toothbrush“ nutzt Paula Skroupa gewitzt für ein sächsisch-schäumendes Dentallabor, „Rabenmutter“ verwandelt Marissa Möller in eine vielstimmige Schauerballade. Nur Moritz Schulze weiß mit „Sex“ nicht wirklich etwas anzufangen. Pigor selbst will den Song leider nicht mehr singen, aus Altersgründen, auch wenn sich Mehrling als Pigorette und Klaus Wowereit als Eichhörnchen outet. Selbstbewusstsein zählt, besonders, wenn man sich über Klassiker wie „Fame“ hermacht und die Zeile „I’m gonna live forever“ durch den eigenen Namen ersetzt. Doch Maria-Danae Bansen kann sich das leisten. Die UdK-Studentin holt den 1. Preis der Kategorie Musical mit irrwitzig getimtem Körpereinsatz und vokaler Treffsicherheit. Ebenfalls in Berlin bleibt der 1. Chanson-Preis. Christophe Vetter trotzt seiner Kehlkopfentzündung – oder wünscht sich mit ihr nur noch bewegender heim ins „Hotel Mama“ (wieder ein klasse Text, diesmal von Rainald Grebe). Georgette Dee erlebt in Hedi Mohr eine Wiedergängerin ohne wodkagegerbte Selbstironie, während Philipp Büttner geschmeidig in „Kinky Boots“ gleitet. Was ein für ein frohes Fest! Ulrich Amling

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