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Dreißigjähriger Krieg: Magdeburgs Zerstörung 1631 nachgewiesen

Bislang gab es keinen Nachweis für die Zerstörung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg. Nun haben Archäologen bei Ausgrabungen in der Altstadt Reste einer zerstörten Töpferei aus dem Jahr 1631 entdeckt.

Magdeburg - Geschmolzenes Glas, Brandspuren und die Reste einer zerstörten Töpferei wurden bei Bauarbeiten in der Altstadt freigelegt. "Etliche Bruchstücke von Keramikmodeln, Ofenkacheln und Geschirr lassen sich eindeutig auf die Anfänge des 17. Jahrhunderts datieren", sagte Grabungsleiterin Andrea Pieper vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. "Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde diese Renaissance-Töpferwerkstatt am 10. Mai 1631 bei der Zerstörung Magdeburgs durch Tillys Truppen dem Erdboden gleichgemacht."

Die ausgegrabenen Modeln sind Formen für prächtige Reliefkacheln, die in der Spätrenaissance für Kachelöfen verwendet wurden. "Die mehrere Tausend Bruchstücke füllen jetzt 29 Bananenkartons", sagte Pieper. Hinzu kommen Fehlbrände, Kacheln und Tonfiguren, Krüge und Scherben von Geschirrkeramik sowie "tütenweise" Keramikmurmeln.

"Dieser Fund vermittelt uns erstmals ein facettenreiches Bild von der Wohnkultur der Renaissancezeit in Mitteldeutschland", sagte Geschichtsprofessor Hans-Georg Stephan von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Bisher gibt es nur drei erhaltene Kachelöfen aus dieser Epoche, einer auf der Wartburg in Eisenach und zwei in Wittenberg. "Die Magdeburger Töpferwerkstatt hat sehr hochwertige Kacheln in vielen verschiedenen Serien produziert, darunter Kaiser- und Fürstenbilder, Allegorien der vier Jahreszeiten und florale Motive", erläuterte Stephan. (tso/dpa)

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