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Die Zukunft zu Gast. Das Curtis Symphony Orchestra der amerikanischen Elite-Musikhochschule aus Philadelphia ist „Orchestra in Residence“ der diesjährigen Dresdner Musikfestspiele: symphonisch, kammermusikalisch und beim Tanzprojekt.

© Curtis Institute

Dresdner Musikfestspiele: Auf neuen Wegen

Junge Orchester bringen nicht nur einen besonderen Elan ins Spiel. Sie entwickeln auch individuelle Ansätze, um für Klassik zu begeistern, wie man es bei den Dresdner Musikfestspielen erleben kann.

Die Dresdner Musikfestspiele haben in dieser Saison auffällig viele junge Ensembles eingeladen, um einen Dialog mit der reichen musikalischen Tradition, von der Institutionen wie die Sächsische Staatskapelle zeugen, anzuregen. Sie bereichern das Programm nicht nur mit ihrem künstlerischen Elan, sie suchen auch nach neuen Wegen, um für Klassik zu begeistern. Eine Hauptrolle fällt dabei dem Curtis Symphony Orchestra aus Philadelphia zu. Der Klangkörper der amerikanischen Elite-Musikhochschule agiert 2012 als „Orchestra in Residence“. Die Namen Samuel Barber, Leonard Bernstein, Alan Gilbert, Hilary Hahn und Lang Lang stehen nur stellvertretend für die vielen herausragenden Künstler, die ihre Ausbildung dem Curtis Institute of Music zu verdanken haben. Auch Jan Vogler, Intendant der Musikfestspiele, ist vom Können und der Spielfreude der Musiker begeistert. Das Eröffnungskonzert wird er am 15. Mai zusammen mit dem Curtis Symphony Orchestra in der Frauenkirche bestreiten: Bei einem reinen Brahms-Programm erklingen Choralvorspiele, die Akademische Festouvertüre, das Konzert für Violine und Violoncello (mit Ray Chen und Jan Vogler) sowie die zweite Symphonie unter der Leitung von Robert Spano. Seine ganze künstlerische Bandbreite zeigt das Curtis Symphony Orchestra mit einem Kammermusik-Marathon, bei dem in der Tradition der Curtis-Recitals Studierende, Absolventen und Dozenten Seite an Seite musizieren. Auch Curtis-Präsident Roberto Diaz ist an der Bratsche mit dabei (17. Mai, in der Gläsernen Manufaktur von VW). Darüber hinaus suchen die jungen Musiker Musiker die Begegnung undden Austausch vor Ort: In Meisterkursen arbeiten sie mit Dresdner Studenten und treffen im Rahmen des Tanzprojekts „Let’s Dance!“ von Choreograph Royston Maldoom („Rhythm is it!“) auf Dresdner Schüler unterschiedlicher sozialer Herkunft (18. Mai, Messe). Roberto Diaz freut sich, dass seine Schützlinge die Stadt Dresden und ihren musikalischen Nachwuchs kennenlernen können: „Ich denke, dass ein solches Treffen von jungen Menschen, die dasselbe an verschiedenen Orten tun, sehr inspirierend sein kann – ein wundervoller Austausch von Gewohnheiten, Ideen und Herangehensweisen.“

Die Geburtsstunde des Mahler Chamber Orchestra war ein Schock

Eigene Wege haben auch andere junge Ensembles gefunden, die bei den Dresdner Musikfestspielen auftreten. Die Geburtsstunde des Mahler Chamber Orchestra (MCO) 1997 war ein Schock: Die Nachwuchsmusiker hatten die Altersgrenze des Gustav Mahler Jugendorchesters erreicht und wollten weiter zusammen musizieren. Mit der Hilfe von Claudio Abbado gründeten sie ihr eigenes Orchester und eine beispiellose Erfolgsgeschichte begann. Heute ist das MCO ein internationales Reiseensemble, 200 Tage im Jahr unterwegs – und immer auf der Suche nach neuen Formen der Musikvermittlung und Weiterbildung. 2009 hat das MCO eine Akademie gegründet, um seine Erfahrungen weiter zu geben. Mit dem Pianisten Leif Ove Andsnes erarbeiten die Musiker alle Beethoven-Klavierkonzerte. In der Semperoper erklingen die Nummern 1 und 3, dazu Strawinskys „Apollon Musagète“ (20. Mai).

Existenzgründer. Das Mahler Chamber Orchestra ist ein weltweit agierendes Ensemble - mit Starthilfe von Claudio Abbado.
Existenzgründer. Das Mahler Chamber Orchestra ist ein weltweit agierendes Ensemble - mit Starthilfe von Claudio Abbado.

© Sonja Werner

Mit dem Arcos Orchestra kommt ein profiliertes Streicherensemble an die Elbe, das sich vorwiegend aus Absolventen der renommierten New Yorker Juiliard School of Music zusammensetzt. Dabei wurde das Orchester von Anfang an als Zusammenschluss mehrerer Kammermusikensembles konzipiert. Individuelles, profundes Musizieren gehört zum Selbstverständnis des Arcos Orchestra ebenso wie erklärende Worte ans Publikum (mit Baiba Skride, 31. Mai, Annenkirche). Seine Herkunft und sein Erfolg waren ihm auch Auftrag: 2008 gründete der in Tallinn geborene Dirigent Kristjan Järvi das Baltic Youth Philharmonic, das die besten Musikstudenten der neun Staaten rund um die Ostsee vereint. Vergessen ist der Eiserne Vorhang, der die Region spaltete. Järvi und seine jungen Musiker arbeiten in drei Arbeitsphasen pro Jahr euphorisch an einer gemeinsamen Stimme. Bei den Musikfestspielen gestaltet das Baltic Youth Philharmonic mit dem MDR Sinfonieorchester eine musikalische Entdeckungsreise zwischen Kammermusik und praller Sinfonik (26. Mai, Messe). Die musikalische Identität Dresdens erkunden die Festspiele erstmals auch mit einem eigenen Ensemble. In Anknüpfung an das Orchestra di Dresda, die legendäre Kapelle am Hof August des Starken, versammeln sich Musiker aus den führenden Barockensembles Europas. Auf dem Programm: Musik, die hier von und für die besten Musiker des 18. Jahrhunderts komponiert wurde. Als Konzertmeister und Solist agiert der italienische Geiger Giuliano Carmignola – so wie einst Johann Georg Pisendel. Ivor Bolton leitet die Premiere des Festspielorchesters in der Semperoper (28. Mai).

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