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Kultur: Druck und Gegendruck

Das Filmfest Venedig wehrt sich gegen Berlusconi – mit Erfolg

„Wenn sich die Politik hier ändert, bin ich bereit zu gehen.“ Nur mit einer massiven Rücktrittsdrohung, in den italienischen Medien auch als „Rebellion“ gegen den Einfluss Berlusconis bezeichnet, hat der Chef der Biennale von Venedig, Franco Bernabè, eine für Anfang 2004 geplante Änderung der Statuten für die wichtigste italienische Kulturinstitution verhindert. Der parteilose Industrielle Bernabè, der der in allen künstlerischen Sparten aktiven Biennale vorsteht, hatte zuvor sein Schicksal auch mit der Verlängerung des Vertrags für Moritz de Hadeln, Chef des Filmfestivals am Lido, verknüpft. De Hadeln, dessen Vertrag nach dem Festival im September zunächst nicht verlängert worden war, dürfte nun für voraussichtlich zwei weitere Jahre im Amt bleiben.

Der Konflikt um die traditionsreiche Biennale war akut in den vergangenen Tagen entbrannt. Im Hause des Kulturministers Giuliano Urbani (Forza Italia) kursierte ein Papier, wonach die Biennale künftig nur mehr der Juniorpartner in einer von der Cinecittà Holding und der Scuola Nazionale di Cinematografia dominierten Organisation sein sollte. An der Spitze dieser beiden Institutionen sitzen mit dem Regisseur Pupi Avati und dem rechts stehenden Soziologen Francesco Alberoni Personen, die Berlusconi und seiner Regierung nahe stehen. Bernabè und de Hadeln dagegen, seit 2002 ein Team, waren mit einem betont liberalen Kurs aufgefallen. So hatten sie regierungskritische Filme („Segreti di Stato“) zum Festival eingeladen und widerstanden Pressionen, Filme des Berlusconi-gelenkten TV-Senders RAI – etwa Marco Bellocchios „Buongiorno, notte“ – besonders zu favorisieren.

Moritz de Hadeln sagte dazu gestern auf Anfrage: „Das Wichtigste ist: Die Biennale bleibt unabhängig.“ Franco Bernabè habe den politischen Druck, der dem Image und der Stabilität der Biennale schade, klug gegen seine Urheber gewendet. Dass er selber nicht beliebt sei „bei den Berlusconi-Leuten“, sei dagegen nicht weiter schlimm. „Damit muss ich leben.“

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