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Kultur: Duftnoten

Eine Firmengeschichte im Jüdischen Museum

„Nie Banken, nie Börsen, nie Eitelkeiten“ lautete die Philosophie des Unternehmers Ludwig Scherk. Als Angestellter der Frankfurter Parfümerie Dr. Albersheim hatte er 1911 die Nichte des Eigentümers geheiratet. Das Paar zog nach Berlin und gründete die Kosmetikfirma Scherk. „Du bist bei den Parfümören angekommen“, begrüßten die Eltern ihren 1918 geborenen Sohn Fritz. Aus dessen Nachlass zeigt das Jüdische Museum in einer Kabinettausstellung die wechselhafte Familien- und Firmengeschichte (bis 31.Januar, Lindenstraße 9–14).

Während der Blütezeit der Berliner Kosmetikindustrie in den zwanziger Jahren wachsen die Söhne Fritz und Walter behütet auf. Die Eltern bauen ein Haus in Lankwitz und führen ein bürgerliches, säkulares Familienleben. In den besten Zeiten beschäftigt die Firma 400 Mitarbeiter. Sie produzieren vor allem die Verkaufsschlager Cold Cream und Mystikum-Kompaktpuder. Dieser wird in ägyptisch anmutenden, kobaltblauen Glasgefäßen angeboten. Ein Jahr nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nimmt sich Alice Scherk das Leben. 1938 sieht sich Ludwig Scherk gezwungen, die Fabrik an die Schering AG zu verkaufen. Die Familie überlebt in der Emigration. 1950 kehrt Fritz Scherk nach Berlin zurück und baut die Firma wieder auf. An die Händler schreibt er fünf Jahre nach Kriegsende: „Scherk ist wieder da.“ Simone Reber

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