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Kultur: Dunkle Zone

Tanz die Ekstase: Yasmeen Godder im HAU.

Von Sandra Luzina

Die Mädchen schnalzen, wiehern, juchzen. Ein bärtiger Mann blickt faunisch. Fast mutet „Storm End Come“, die neue Choreografie von Yasmeen Godder, wie ein Workshop „Wege zur Ekstase“ an. Die Arbeiten der Israelin kreisen um extreme physische und psychische Zustände und werfen einen kritischen Blick auf unser Verlangen nach Ekstase. Es dauert nicht lang, bis sich die Performer rabiat zu Leibe rücken. Stürzen die Mädchen sich auf den Mann – oder schnappen die Jungs sich, was sie gerade kriegen können? Egal, alle greifen und werden ergriffen. Alle sind außer Rand und Band – und extrem manipulativ. Daher rührt auch das Unbehagen, das Godders Stück hervorruft. Es sind unheimliche Gefühlswelten, die Godder erforscht. Sie mischt Lust und Schauder. Betritt dunkle Zonen, wo die gesellschaftliche Ordnung zerfällt. Der Soundtrack deutet an, dass sich etwas zusammenbraut. Ein Sturm aufzieht.

Die Choreografin lässt die Bewegungen diesmal stark ins Animalische kippen. Vor allem Dalia Chaimsky und Shulamit Enosh überzeugen als kreatürliche Zwitterwesen. Chaimsky ist nixenhaft und verlockend, Enosh kriecht auf allen vieren wie eine träge Raubkatze über die Bühne und möchte ihre wechselnden Partner am liebsten auffressen. Godder arbeitet mit mimisch-gestischen Übertreibungen, mit körperlichen Verzerrungen. Alles wird auf die Spitze getrieben – oft sehen aber die verdrehten Posen der Tänzer, ihr übersteigerter Ausdruck, nur manieristisch aus. Immer aufs Neue verknäulen die Tänzer ihre Leiber, getrieben von dem Wunsch, die Grenzen des Ich zu überwinden. Zwischen Selbstbehauptung und Selbstverlust bewegt sich der Abend. Doch die Dauererregung, in die Godder ihre Tänzer versetzt, ist ganz schön ermüdend. Sandra Luzina

Noch einmal Samstag, 20 Uhr, HAU 2

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