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Kultur: Durchs Gewitter surfen Star des Latin-Jazz

Eddie Palmieri im A-Trane.

Eigentlich wollte er sich schon vor Jahren aus dem Geschäft zurückziehen. Doch zum Glück ist daraus nichts geworden. Der mit neun Grammys ausgezeichnete Eddie Palmieri ist heute 76 Jahre alt, er hat über 200 Stücke geschrieben und präsentiert im A-Trane an zwei Tagen vor kleinem Publikum große Musik. Diesmal hat der Pianist aus Spanish Harlem seine Afro-Caribbean Jazz All Stars mitgebracht: Ein klassisches Quintett, erweitert durch zwei Perkussionisten an Congas und Bongos.

„Latin Jazz“, verkündet Eddie Palmieri, „ist die Fusion des 21. Jahrhunderts.“ Er spielt Etüden zwischen Bach und tropischen Balladen, dann setzt die polyrhythmische Dünung ein. Der flinke Bass lässt sich langsam von ihr forttragen, oben auf dem Wellenkamm tanzen Tenorsaxofon und Trompete. Palmieri, der sowohl puertoricanische als auch italienische Wurzeln hat, verstärkt die Brandung noch durch dissonante Akkorde, bis die aufgetürmte Woge schließlich unter dem Donner von Bläsern, Kuhglocken und den Metallkesseln der Timbales bricht. Hier lässt Palmieri die „Descargas“ der Cuban Jamsessions aus den sechziger Jahren fortleben: Instrumentalgewitter, die er mit seinem markanten Tastenanschlag irgendwo zwischen Horace Silver und McCoy Tyner kommentiert. Seine fünf überwiegend jungen Musiker, die sich allesamt als brillante Solisten erweisen, dirigiert Eddie Palmieri – Großvater und Pate zugleich – mit dem kleinen Finger. Am Ende haben die All Stars in knapp zwei Stunden sechs ausufernde Stücke gespielt. „Wir kommen wieder!“, ruft der bestens gelaunte Bandleader unter krachendem Applaus. Rhoman Rhode

Rhoman Rhode

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