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Eartha Kitt

© dpa

Eartha Kitt: Vamp und Lolita

Catwoman: Zum Tod der US-Sängerin Eartha Kitt.

Dieser Trotz, der das Vibrato in ein verdächtig ruhig flatterndes Beben verwandelt. Diese Erotik, mit der die Stimme sich räkelt. Diese Ironie, mit der sie einst sagte: „Ich lache über mich und die Männer, die mich hungrig ansehen. Und ich hoffe, die Männer müssen auch darüber lachen.“ Und mit der sie zu Weihnachten den frechen Song „Santa Baby“ intonierte, ihren größten Single- Hit. Eartha Kitt, die Sängerin mit der Katzenstimme, ist tot. Sie starb am Donnerstag in einem New Yorker Krankenhaus, 81 Jahre alt, krebskrank.

Das Wildkatzen-Image hat sie geprägt, schon bevor sie in der „Batman“-TV-Serie in den Sechzigern Catwoman spielte. „I Want to Be Evil“ „C’est si bon“, „My Heart Belongs to Daddy“: Eartha Kitt, die schwarze Blues- und Jazz-Ikone, war immer mehr als eine Stimme. Ihr Gesang: sinnlich-laszive Körpersprache. Sie hat geschnurrt, gefaucht, gekratzt, geschmeichelt, gestreichelt, seit sie nach ihren Anfängen als Tänzerin in der legendären Dunham-Company ein Pariser Gastspiel zur Gelegenheit nahm, um im Nachtklub „Carrols“ ihre Solo-Karriere zu starten.

Verführung und Vergnügen: Die Weltkarriere als Wechselbalg zwischen Femme fatale und Nymphe war der am 17. Januar 1927 in South Carolina geborenen Tochter einer Cherokee-Indianerin nicht gerade in die Wiege gelegt. Der Baumwollpflücker-Stiefvater lehnte die rothaarige Tochter wegen ihrer hellen Haut ab, das Mächen wuchs bei Verwandten auf, nächtigte in New York auch mal in der U-Bahn und sagte später von sich: „Ich bin ein Waisenkind. Aber die Öffentlichkeit hat mich adoptiert.“

Das stählt, es färbt das Timbre, macht einsam – und unabhängig. „Ihr schickt die Besten des Landes fort, damit sie erschossen und verstümmelt werden“, protestierte sie 1968 gegen den Vietnamkrieg bei einem Essen der First Lady Bird Johnson. Jahrelang wurde Eartha Kitt daraufhin von der US-Unterhaltungsindustrie boykottiert, sie tourte durch den Rest der Welt, sang in zehn Sprachen, in über hundert Ländern. Schon 1974 feierte die Diva jedoch wieder Triumphe am Broadway, eroberte mit Disco-Hits wie „Where is My Man“ und „This Is My Life“ die Charts in den Achtzigern, engagierte sich zunehmend als Charity-Lady – und zündete 2006 mit George W. Bush im Weißen Haus die Lichter am Weihnachtsbaum an.

Eine Vollblutsängerin, eine Poserin aus Überzeugung, auch bei ihren Filmauftritten: Im Lauf ihrer Karriere wurde Eartha Kitt mit zwei Emmys, diversen Tony-Award- und Grammy-Nominierungen geehrt. Orson Welles nannte sie vor einem halben Jahrhundert „die aufregendste Frau der Welt“. Dann hat er sie in seinem „Faust“-Projekt, ausgerechnet, als Gretchen besetzt. Vamp und Lolita, diesen Spagat konnte Eartha Kitt gut. chp

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