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Kultur: Edle „Wandverpackung“

Ulrich Welter schafft prächtige Unikate nach Maß

In der Baltic Bar des Kempinski-Hotels von Neu-Heiligendamm schlagen die Wellen Purzelbaum. Naive Strandidylle hüllt den Gast ein: Segelbötchen, Seepferdchen, allerliebste Ostseesommerlust unterm Sonnenschirm ziert fein gezeichnet Wände und die Tütenlampenschirme auf den Tischen gleich dazu.

Ulrich Welter hat im Vestibül zwischen Kurhaus und Haus Mecklenburg sommerliche Atmosphäre am glasblauen Ostmeer gezaubert. Ulrich Welter nennt sich selbst Autodidakt. Der 42-Jährige gelernte Werbetechniker stammt aus Mainz und entwickelt schon seit 15 Jahren von Berlin aus Farbkonzepte für Wohnungen aller Art. Farben sind sein Element, „egal welche“. Bühne und Malerei haben Welter schon immer interessiert. „Heute mache ich eine Mischung aus beidem.“ Ulrich Welter klingt ganz zufrieden. Bilder sind ihm einfach zu klein. „Durch Bilder laufen, das ist es.“

Seine begehbaren Wandunikate haben Glamour. Gold und Silber schimmern verführerisch. Kupfer, Messing, Platin und Stahl kommen in verschiedenen Stilrichtungen daher. Ornamental oder auch nicht. Als Haute Couture für die Wände könnte man Ulrich Welters Arbeiten getrost bezeichnen. „Wandverpackung“ nennt er es selbst lakonisch.

Was sonst ist eine Tapete, eine sorgsam aufgebrachte Farbe, eleganter edler Putz. Diese sind allerdings maßgeschneidert. Am Anfang steht die Wohnberatung. Ab dreißig Euro pro Quadratmeter ist am Ende jeder dabei. Einrichtungsläden und Architekten verlassen sich auf Ulrich Welter und seine fünf künstlerischen Mitarbeiter. Die Privaten vertrauen ihm nach dem ausführlichen Vorgespräch. „Rausfinden, was für ein Mensch der Kunde ist“, darauf kommt es Ulrich Welter erstmal an. „Wie fühlt der sich wohl?“

Stimmt die Chemie, kann es losgehen. Das ist schon der halbe Auftrag. Der kann eine handgearbeitete Tapete sein mit eigens angemischten Farben und als Siebdruck oder patiniert enden. Ob nun eine oppulente maßgeschneiderte Wandverkleidung auf kräftigem Vlies oder Farbe direkt auf den Putz gemalt, Welters Innenwelten machen das Wohnen zur Wonne: ob nun schlicht-modern, klassisch, barock oder romantisch-illusionistisch. Jedes Ergebnis ist ein Unikat.

Unter dem Tonnengewölbe in den backsteinernen Bülow-Bogen-Höfen herrscht konzentrierte Stimmung. Efeu rankt um die kleinen Fenster, und riesige kupferne und silberne Tapetenrollen schimmern festlich. Junge Frauen arbeiten an den Vorlagen für ein Goethe-Projekt, zeichnen Zitate des großen Meisters schwungvoll von Hand auf die Schablone und komplettieren das Sieb für den barocken extravaganten Untergrund der Wandverpackung.

Welter, der inzwischen Wandkonzepte für die neuen Reichen in Russland entwickelt, hat schon für die Adlon-Residenz Weißgold-Tapeten passend zu den vorhandenen Bilderrahmen gefertigt und im Max-Liebermann-Haus am Pariser Platz die Wände poliert.

Jetzt setzt er im Boarding-House „Goethe. Das Wohngedicht“ historische Akzente. Das neu gebaute 47-Zimmer-Haus in der Charlottenburger Goethestraße soll im September eröffnet werden. „Sieben Etagen, sieben Zitate“, erzählt Welter, alles Goethe. Und „jedes Stockwerk hat ein eigenes Farbkonzept.“

Auf prallem festlichen Grund prangen blattgolden Goethes Weisheiten. „Die kommen eben von der Reise: Man sieht’s an ihrer wunderlichen Weise“, tönt es passend zum Ort aus dem Zitatenschatz. Oder „Um zu begreifen, dass der Himmel überall blau ist, braucht man nicht um die Welt zu reisen“, glimmert es von der Zimmerwand. So goldglänzend sind die Worte nicht von jedem Blickpunkt aus lesbar. „Die Schrift kommt und geht, je nach Lichteinfall.“ Das gefällt Ulrich Welter ganz besonders. „Das ist doch reine Poesie.“

Welter. Manufaktur für Wandunikate. Bülowstr.66, 10783 Berlin.

Telefon: 21750647, Fax: 21750649.

www.welter-wandunikate.de

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