zum Hauptinhalt

Kultur: Ein feste Burg

Granitfindlinge für Kirchenbauten zu verwenden, hat in Norddeutschland Tradition. Fast überall finden sich dort einfache Feldsteinkirchen.

Granitfindlinge für Kirchenbauten zu verwenden, hat in Norddeutschland Tradition. Fast überall finden sich dort einfache Feldsteinkirchen. Doch bei dem neuen Gemeindezentrum plus Andachtsraum im Hamburger Neuallermöhe-West, das jetzt in der Berliner Galerie suitecase architecture vorgestellt wird, bekommt das alte Baumaterial eine verblüffend neue Wirkung.

Der skulptural wirkende Bau, den die Berliner Architektin Christine Edmaier entworfen hat, bildet das Herzstück der "grünen Mitte" des jungen Hamburger Stadtteils. Schräg wachsen die beiden Baukörper des Gemeindezentrums aus der Erde. Die grünen Dächer binden den Bau in das umgebende Biotop an einem kleinen See ein. Halb Bauwerk, halb Landart-Objekt, besitzt das Zentrum identitätsstiftende Kraft inmitten der Wohnbauten mit ihren Ziegelfassaden. So haben die Gemeindemitglieder nicht nur intensiv am Entwurfsprozess mitgewirkt, sondern ihrem Zentrum auch den liebevollen Namen "Feste Burg" verliehen, der gleichermaßen auf die kraftvolle Feldsteinfassade und Luthers Kirchenlied anspielt - obwohl das Zentrum von Katholiken und Protestanten gleichermaßen genutzt wird.

In Christine Edmaiers Entwurf kontrastieren die ungleichmäßigen rundlichen Formen der Feldsteine auf reizvolle Weise mit den scharfkantig präzisen Einschnitten für Fenster und Türen. Da die Feldsteinwand der eigentlichen Betonmauer des Gebäudes zusätzlich vorgeblendet wurde, sind die Fensternischen besonders tief ausgefallen.

Das Ergebnis ist eine Art negatives Wandrelief, das ein abstraktes Muster in die Fassade zeichnet. Das einfache Raumprogramm des rund 1,2 Millionen Euro teuren Bauwerks, das sich nicht nur hinter steinernen Wandflächen verbirgt, sondern sich zu dem vorgelagerten See mit einer großzügigen gläsernen Fassade öffnet, umfasst neben einem großen Gruppenraum auch einen Altarbereich, der durch eine bewegliche Wand abgetrennt werden kann.

Und selbst die Pfarrwohnung im Obergeschoss des Gebäudes dient derzeit nicht als privates Quartier, sondern wird für die Aktivitäten der Gemeindemitglieder genutzt.

Jürgen Tietz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false