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Kultur: Ein Hof in der Puszta

Ungarisches: Das Nash Ensemble im Konzerthaus.

Ein ungarisches Programm? Da lässt sich das Nash Ensemble aus Großbritannien nicht lange bitten. Gleich im Auftakt mit Bartoks „Kontraste“ für Violine, Klarinette und Klavier betont es im Konzerthaus den folkloristischen Charakter der Komposition. Das bodenständige Spiel trifft den Ton dieser Musik. Perkussiv, vibratolos und hochvirtuos spielt Stephanie Gonley ihre Kadenz, als hätte sie das Geigenspiel auf einem ungarischen Bauernhof erlernt. Vergeblich wartet, wer hier das Klischee der noblen britischen Zurückhaltung bestätigt sehen will.

Doch rückt das authentisch Ungarische mit fortschreitendem Programm immer weiter in den Hintergrund. Wie durch einen Schleier der Erinnerung nimmt man es nur noch bei Ernst von Dohnanys Sextett op. 37 wahr. Der spät ausgewanderte Ungar, der sich der deutschen Romantik verschrieb, erinnert eher an die Brahmssche Verarbeitung des Ungarn-Mythos. Die Geistesgegenwärtigkeit sowie die mitreißende Kommunikationsfreude, mit der hier musiziert wird, lassen die Vielschichtigkeit des Werks aufregend plastisch hervortreten: Das ist feinste Kammermusik.

Grandios musiziert ist auch Franz Liszts „La lugubre Gondola“ für Violoncello und Klavier. Allerdings steuert der instrumentale Fokus der Interpretation an der zukunftsweisenden Idee des Werks etwas vorbei. Der impulsive, atemlose Gestus und der trockene Klang, mit dem das Ensemble abschließend in Brahms’ Klarinettenquintett op. 115 an den ersten Konzertteil anknüpft, tragen vielleicht mehr dem ungarischen Thema des Festivals Rechnung als der innigen Komposition, die eigentlich nur sehr eingeschränkt repräsentativ ist für Brahms’ Ungarnbezug. Barbara Eckle

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