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Kultur: Ein Leben für die Schönheit

Zum Tod der Sopranistin Margaret Price

Die Würde und Eleganz der „Figaro“-Gräfin verkörperte wohl keine Sängerin der letzten Jahre so überzeugend wie die walisische Sopranistin Margaret Price. Wer sie etwa im Kölner Mozart-Zyklus des Regisseurs Jean-Pierre Ponnelle mit dem Dirigenten John Pritchard erlebt hat, wird die bis zum Bersten gespannten Gesangslinien, die musikalische Mischung aus Emotion und beherrschter Kühle wohl für immer im Gedächtnis behalten. Hier und vor allem an der Münchner Staatsoper fand sie ihre künstlerische Heimat, blieb während der Sawallisch-Jahre ein gefeiertes Ensemblemitglied und sang beispielsweise auch die „Rosenkavalier“- Marschallin mit Carlos Kleiber.

Ihr Werdegang verlief ganz klassisch: Nach der Gesangsausbildung zunächst eine Verpflichtung an der Welsh National Opera, dann die Gelegenheit, am Londoner Covent Garden für die erkrankte Teresa Berganza als Cherubino einzuspringen – sie nutzte die Chance für ein sensationelles Debüt. Der Dirigent Otto Klemperer förderte sie, und erstaunlicherweise hatte sie selbst mit dessen extrem langsamen Tempovorstellungen keinerlei Schwierigkeiten. Besonders in Rollen, die üblicherweise mit leichten Koloratursopranen besetzt werden, wie der Konstanze in Mozarts „Entführung“ konnte sie ihre gesangstechnische Perfektion bis in die höchsten Lagen nutzen. Niemand konnte Margaret Price vorwerfen, bloße „Zwitschermaschine“ zu sein, bei ihr hatten auch die verblüffendsten Verzierungen einen musikalischen Sinn, saßen die Triller makellos, hatten die hohen Töne dramatische Kraft.

Doch sie beschränkte sich nicht bloß auf das lyrische Repertoire, Verdi-Rollen kamen hinzu. Besonders als Desdemona und „Maskenball“-Amelia feierte sie weltweit Erfolge, trat an allen wichtigen Opernhäusern auf. Vieles sang sie auch mit den bedeutendsten Dirigenten im Schallplattenstudio. Mit Sicherheit wird ihre Aufnahme der Mozart-Konzertarien die Zeiten überdauern, auch der „Maskenball“ unter Georg Solti mit Luciano Pavarotti. Der bewusst beinahe vibratofreie Ton, die reine Klangschönheit und ihre makellose Intonationssicherheit machten sie zu einer vielgefragten Liedinterpretin, die ihren Vortrag immer aus dem musikalischen Gehalt der Komposition entwickelte, den Gesang nie mit intellektuellem Ballast überfrachtete und gerade dadurch jene so schwierige kunstvolle Natürlichkeit erreichte, die viele ihrer Kollegen bloß anstreben. Seit ihrem Rückzug von der Opernbühne im Jahr 1999 züchtete sie Hunde in ihrer Heimat Wales. Dort ist Margaret Price nun im Alter von 69 Jahren gestorben. Uwe Friedrich

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