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Modeln kann er auch. Jakub Jozef Orlinski stammt aus Warschau.

© Jiyang Chen

Ein Shooting-Star der Klassik in Berlin: Countertenor Jakub Jozef Orlinski singt im Kammermusiksaal

Berühmt für seine Phrasierungskunst: Barockspezialist Jakub Jozef Orlinski singt, der Pianist Michal Biel begleitet sehr selbstständig.

Der Shooting-Star der Klassikszene freut sich, in Berlin zu sein. Jakub Jozef Orlinski, Countertenor aus Warschau, flirtet diskret mit dem Publikum und will sich scheinbar ausschütten vor Lachen über den großen Beifall, der ihn empfängt. Solche Show-Elemente seines Auftretens bleiben im Rahmen des Beiläufigen.

Sein Wesen verbindet außergewöhnliche Lockerheit mit Charme. Denn der Sänger versteht sich auch aufs Modeln, hat als Breakdancer Preise abgeräumt und seine Form bewahrt, wie sich später am Rand der Zugaben zeigt.

Die Stimme strahlt in der Höhe

Der Kammermusiksaal ist ausverkauft bis unters Dach, ein seltener Anblick. Und die Counterstimme Orlinskis, dunkel gefärbt mit strahlender Höhe, klingt in allen Lagen, Koloraturen und Bögen bezwingend. Sein junger Ruhm als Musiker in Oper und Konzert beruht auf seiner Phrasierungskunst als Barock-Spezialist.

Dass der Abend den Eindruck der Vollkommenheit hinterlässt, ist der Kunst des Sängers ebenso zu verdanken wie seinem Partner und Landsmann Michal Biel. Dieser hochmotivierte Begleiter ist ein Klavierpoet, der über Farben und Nuancen ohne Ende verfügt. Und er ist mit seiner schönen musikalischen Rede immer präzis am Gesang.

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Das Programm mischt barockes England von Henry Purcell, bevorzugt aus Bühnenmusiken, mit polnischen Liedern. „Meine Heimat wird immer Warschau bleiben“, sagt Orlinski, der viel in New York lebt. Ihm liegt daran, diese Musik aus seiner Heimat in die Welt zu tragen, wo sie nahezu unbekannt ist.

Zum festen Besitz polnischer nationaler Musiktradition gehört etwa Mieczyslaw Karlowicz, der romantische Naturbilder zeichnet mit bemerkenswert selbständiger Klavierbegleitung. Da ist es an dem Sänger, dem Pianisten innig zu lauschen.

Das Zusammenspiel fasziniert

Das Zusammenwirken der beiden Musiker fasziniert. Weiter zurück ins 19. Jahrhundert führt Stanislaw Moniuszko, der als Vater der polnischen Nationaloper gilt, mit sensiblen Liedern im Schumann-Sound („Du einsame bittere Träne“). Puschkin-Übersetzungen vertont Henryk Czyz, als Dirigent Penderecki-Förderer, als Komponist traditionell. „Das letzte Mal“, ein Klagelied, endet in wehmütigem Pianissimo, das die beiden Interpreten zelebrieren. Das begeisterte Publikum zeigt sich vor Staunen stumm. „Music for a while“: Ein Abend voller Wunder.

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