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Kultur: Ein süßes Nichts

"Durch und durch Zauberwerk" erschien Carl Ditters von Dittersdorf "die göttliche Musik" des Christoph Willibald Gluck zur Opernserenade "Le Cinesi".1754 hatte das Werkchen in Sachsen Premiere, als Verbeugung vor der dort weilenden Kaiserin Maria Theresia, die 20 Jahre zuvor in der Caldara-Vertonung desselben Stoffes in Wien immerhin eine Hauptdarstellerin gewesen war.

"Durch und durch Zauberwerk" erschien Carl Ditters von Dittersdorf "die göttliche Musik" des Christoph Willibald Gluck zur Opernserenade "Le Cinesi".1754 hatte das Werkchen in Sachsen Premiere, als Verbeugung vor der dort weilenden Kaiserin Maria Theresia, die 20 Jahre zuvor in der Caldara-Vertonung desselben Stoffes in Wien immerhin eine Hauptdarstellerin gewesen war.Denn an den Höfen des Rokoko muß ein entsetzlicher Müßiggang grassiert haben - gute Voraussetzung für die Ausübung der schönen Künste.Um nichts anderes geht es in der kleinen Oper selbst: Drei vornehme Damen langweilen sich entsetzlich, und selbst ein Mann, Bruder der einen, Geliebter der anderen, kann da keine Abhilfe schaffen.Das muß dann schon das Theater tun, in Form selbsterdachter Szenen, mit denen die Beteiligten sich den Spiegel vorhalten.

Das tut Kornelia Repschläger in ihrer Inszenierung des Hans-Otto-Theaters für die Musikfestspiele Potsdam-Sanssouci denn auch ausgiebig und trotzdem ohne penetrante Symbolik.Vielmehr eine spielerische Ausstattungsidee von Rainer Sinell, durch die vor der idealen Kulisse des Säulenhofs der Orangerie auf schweres Requisitengeschütz verzichtet werden kann.Spiegel sind Vorhang und Bühnenbegrenzung, Paravent, hinter dem heimlich geschäkert und kommentiert wird.Mit ihren Lichtbrechungen erinnern sie noch ein wenig an die hunderte prismatischer Glasstäbe, die bei der Uraufführung zusammen mit den Lackdekorationen eine perfekte Rokoko-Chinoiserie abgaben - die China-Begeisterung war ein weiterer Langeweile-Killer.Das sieht man hier in den liebevollsten, leicht ironischen Kostümen bis hin zum Drei-Zwirnsfaden-Bart des Liebhabers Silango.Auch ein "Teehaus-Ballett", bis zur Nasenspitze in Goldlack getauchte mechanisch auftretende Figuren, dient dem Kolorit.Gluck hat dazu eine hübsche Jarnitscharenmusik mit Schellen und Triangeln geschrieben, die das Staatsorchester Frankfurt(Oder) unter Andreas Sperings hochmotivierter, auch mit den Sängern besten Kontakt haltender Leitung zum Entzücken knackig serviert.

Natürlich schafft sie auch Raum für große Auftritte: Barbara Schöller als gestrenge Schwester Lisenga gibt ihrer heroischen "Andromache"-Szene gefühlsstarken Mezzo-Glanz.Mark Tucker (Silango) darf als verliebter Schäfer tenoralen Schmelz leicht überzeichnen, Johanna Stinnez als koketteSchäferin mit betörenden Koloraturen billieren.Die eifersüchtige Tangia (Vivian Hanner) entlarvt als "Kommödiantin" das hohle Spiel mit differenzierten Alt-Tönen und darstellerischem Pfiff.Doch die Tragödie ist pathetisch, das Schäferspiel fad, die Komödie verletzend - tanzen wir lieber, bevor die Langeweile uns wieder einholt! Hingehen und sich amüsieren!

Bis 26.Juli jeweils Sonnabend und Sonntag um 17.30 Uhr im Säulenhof der Orangerie.

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