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Kultur: Ein weißer Traum

Weiß.Alles weiß.

Weiß.Alles weiß.Unglaublich weit, und unglaublich weiß.Wie ein zugefrorener See, auf dem Pulverschnee liegt: Die Salzwüste bei Salt Lake City.Darin ein kleiner gelber und ein kleiner brauner Fleck.Eine junge Frau im leuchtenden Kleid und ein Mann mit einer häßlichen Cordjacke.Eigentlich wollten sie ein Kind zeugen, aber dafür ist es dann doch zu hell.Jetzt sitzen sie da, überwältigt, unsicher, in gehörigem Abstand voneinander.

Eine Situation, in die sie der geheimnisvolle "32.August auf Erden" gebracht hat.Simone (Pascale Bussières) hatte einen Autounfall und ist nicht mehr dieselbe.Sie will ihr Leben ändern und unbedingt ein Kind.Streng rational wird der passende Erzeuger, nicht Vater, gewählt: Der beste Freund.Dumm nur, daß Philippe (Alexis Martin) Simone heimlich liebt.Er glaubt, sich aus der Affaire ziehen zu können, indem er zur Bedingung macht, "es" nur in der Wüste zu tun.Doch innerhalb von zehn Minuten hat Simone den Flug gebucht.

Die Geschichte hat in dem ersten Spielfilm des kanadischen Videoclip-Filmers Denis Villeneuve den schwächsten Part.Denn Geschichten brauchen Leben, und die Menschen hier wirken so lebendig wie die Passanten, die computeranimierten Architekturmodellen Leben einhauchen sollen und den Blick nur um so stärker auf die kalten Fassaden lenken.Außerdem wird wenig geredet.Selten nur setzen Mann und Frau zum tiefenphilosophischen Pingpong an.Wunderbar ruhig ist es zumeist.Gut, Simone hat seit ihrem Unfall geschärfte Sinne, und so klingt eine Dusche wie der Berufsverkehr in Montreal und der Berufsverkehr wie eine Stahlfabrik.Aber meist ist nur Heuschreckengezirpe zu hören.Oder das Knirschen von Salz.Gibt es nichts zu hören, schaut man um so genauer.Auf Simones perfekt gezupfte Augenbrauen.Auf den Käfer auf dem Asphalt.Und vor allem auf das Salz.Es sind die Bilder, die sich einprägen.Alles sieht ein bißchen unwirklich aus.Aber die Zeit vom 32.bis zum 36.August ist eben Traumzeit.In einem sehr kühlen Traum allerdings.

In Berlin in den Kinos Central, Eiszeit, Filmbühne am Steinplatz und Odyssee

IRIS ALANYALI

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