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Kultur: Eindeutig

Ein Kulturabend mit Kanzlerkandidat Steinmeier

Der Zufall wollte es so, und die politischen Ereignisse der letzten Tage sorgen sogar für ein klein wenig Brisanz. Nur einen Tag, nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel die Münchner Zentrale des Goethe-Instituts besucht hat, bekommt ihr Vizekanzler, Außenminister und zukünftiger Wahlkontrahent FrankWalter Steinmeier ganz offiziell die Gelegenheit, zu demonstrieren, wer denn in erster Linie für den Aufschwung in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik verantwortlich ist. Nämlich er, der designierte Kanzlerkandidat der SPD.

Steinmeier hält beim Kulturabend der Botschafterkonferenz im Berliner Radialsystem die Begrüßungsrede, und in dieser kann er es sich nicht verkneifen, kurz auf die Ereignisse der letzten Tage anzuspielen. „Wie durch ein Radialsystem gezogen“, so habe er sich in den vergangenen Tagen gefühlt, hebt Steinmeier an, und obwohl dieses Bild doch etwas schief im Rahmen hängt, wissen die anwesenden Leiterinnen und Leiter der deutschen Auslandsvertretungen sowie die anderen Gäste aus Kultur und Wirtschaft, worauf der Außenminister hier anspielt.

Anders als tags zuvor, da er sich in einem Porträt der Deutschen Presseagentur als „vielgeachteter Kulturpolitiker“ und Gesprächspartner berühmter Künstler wie Günter Grass oder Wim Wenders preisen ließ, verweist Steinmeier an diesem Abend eher leise, unspektakulär, aber souverän auf die eigenen kulturpolitischen Leistungen. Kurz spricht er die Situation des Goethe-Instituts noch vor ein paar Jahren an, als es insbesondere um Schließungen und Stellenstreichungen ging. Und dann leitet Steinmeier umstandslos über auf die Haushaltserhöhung im kommenden Jahr, auf die zwei Neueröffnungen von Goethe-Instituten in Angola und Tansania und nicht zuletzt auf den Zuwachs deutscher Bildungseinrichtungen überall auf der Welt. Die 500 deutschen Schulen im Ausland hätte man verdoppeln wollen, und mit der Eröffnung von inzwischen 170 neuen Schulen sei man inzwischen auf einem guten Weg, diese Zielvorgabe auch zu erreichen.

In einer „schwieriger gewordenen Welt Brücken des Verständnisses zu bauen“, floskelt der Kanzlerkandidat dann noch, und zwar „auf den Säulen der Kultur“, das sei die Aufgabe. Schließlich lässt er es sich nicht nehmen, der folgenden Modenschau und dem Konzert der kenianischen Eric Wainana Band (mitsamt dem deutschen Botschafter in Kenia, Walter Lindner, der ausgebildeter Musiker ist) beizuwohnen und tatsächlich als einer der letzten an diesem Abend das Radialsystem zu verlassen. Man fragt sich zwar, woher er nach dem Wirbel um Becks Rücktritt und seine Kanzlerkandidatur die Ruhe nimmt. Doch das Signal ist deutlich: Auch in Sachen auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik ist es Steinmeier weiterhin ernst. Gerrit Bartels

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