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Weihnachten in Berlin: das Tagesspiegel-Weihnachtsrätsel verkürzt die Zeit bis zur Bescherung.

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Eine bunte Rate-Mischung: Das biografische Weihnachtsrätsel 2011

Es geht ums Ganze: in unserem biografischen Weihnachtsrätsel suchen wir in diesem Jahr Persönlichkeiten, die sich in der Politik Verdienste erworben hatten. Bitte schicken Sie ihre Lösung mit ihrer Adresse bis zum 10. Januar an: weihnachtsraetsel@tagesspiegel.de.

Eine Frau, die schwer zu kontrollieren war

Sie ist immer die erste gewesen. Die erste Afrikanerin mit einem Doktortitel, die erste Professorin. 1984 war sie die erste Person aus Afrika, die mit dem Alternativen Nobelpreis einem bedeutenden Menschenrechtspreis ausgezeichnet wurde. Genau 20 Jahre später folgte ein noch bedeutender internationaler Preis. Es hätte auch ganz anders kommen können. Die Gesuchte wurde in die Endzeit des Kolonialismus geboren.

In ihrem Land gab es brutale Kämpfe zwischen Freiheitskämpfern aus ihrem Stamm und der britischen Kolonialmacht. In dieser Zeit hat sie etwas erreicht, was viele Mädchen ihrer Generation für unmöglich gehalten haben: Sie durfte in die Schule gehen. Zu verdanken hatte sie das ihrem Bruder, der ihrer Mutter eine einfache Frage gestellt hatte: „Warum geht unsere Schwester nicht in die Schule?“ Sie lernte gern und durfte auf eine weiterführende christliche Schule gehen.

1960 gehörte Sie gehörte zu den 300 jungen Leuten, die der amerikanische Präsident John F. Kennedy zum Studium in die USA eingeladen hatte. Sie besuchte zunächst ein College in Kansas und studierte später Biologie an der Universität in Pittsburgh. Sechs Jahre hat sie in den USA gelernt. Dann kehrte sie in ihr Land zurück, das unterdessen unabhängig geworden war.

Sie war eine der ersten Dozentinnen an der neuen Universität der Hauptstadt und promovierte über die Anatomie von Rindern. 1967 bis 1969Zwei Jahre lang forschte die spätere Politikerin und Umweltschützerin in Deutschland. In Gießen und München legte sie die Grundlage für ihre Professur in Veterinäranatomie. Ihre Ehe mit einem aufstrebenden jungen Politiker, den sie nach Kräften unterstützt hatte, scheiterte spektakulär.

Bei einem sehr öffentlichen Scheidungsverfahren ließ ihr Mann wissen, die Gesuchte sei „zu gebildet, zu stark, zu erfolgreich, zu dickköpfig und zu schwer unter Kontrolle zu halten“. Die Wissenschaftlerin und spätere Vize-Umweltministerin war fortan mit ihren drei Kindern allein. Sie profilierte sich als Kämpferin für Menschenrechte und die Bäume ihrer Heimat. Sie gründete eine Frauenorganisation, die seither Millionen von Bäumen gepflanzt hat. – und auch nach ihrem Tod nicht damit aufhören will.

Ein Mann, der den Weg bahnte

Er gilt als einer der größten Söhne seines kleinen Landes, das er eine ganze Zeit lang regiert hat, nachdem es mit dem größeren Staat vereinigt wurde. Dabei hat der Gesuchte seine politische Karriere in einer Partei gestartet, die ihm heute jedweden Zugang zu einem öffentlichen Amt versperrt hätte. Da sein Eintritt aber zu einer Zeit geschah, als diese beiden Länder noch nicht vereint waren, konnte er sich später herausreden, beziehungsweise abtauchen, als es politisch brisant für ihn wurde.

Aber das katholische Milieu seiner Heimat hatte ihn vor Schlimmerem bewahrt. Er trat dann einer demokratischen Partei bei und wurde rasch ihr Landesvorsitzender. Er war einer der ersten Abgeordneten seines Landes im großen Parlament und war lange Zeit Ministerpräsident seines kleinen Landes. In dessen Funktion hatte er auch alsbald das zweithöchste Staatsamt für ein Jahr inne.

Die Opposition hatte ihn geschätzt, sein Redenschreiber wählte immer den politischen Gegner, aber der Gesuchte vertraute ihm. Verdient gemacht hat er sich um sein Land, als er in einer entscheidenden historischen Stunde mit der Stimme seines Landes den Weg zu einem großen politischen Projekt frei gemacht hatte.

Damals schätzte er sogar den Oppositionsführer, der sei nur in der falschen Partei. Ob der Gesuchte das heute noch so sehen würde, mag man bezweifeln. Der Gesuchte starb kurz vor seinem 70. Geburtstag in der Hauptstadt seines Landes.

Eine Frau, der Familien am Herzen lagen

In ihrer Heimatstadt, aus der übrigens auch ein aktuell sehr mächtiger Politiker stammt, gelten Sozialdemokraten bis heute als leicht seltsam. Doch die Gesuchte wurde in eine sozialdemokratische Familie hineingeboren. Das „Mädel aus dem Schwarzwald“ überzeugte eine Lehrerin mit ihrer Intelligenz und ihrem Fleiß, deshalb schaffte sie es auch als „Kinder aus der Arbeiterklasse“, die Sekundarschule zu besuchen.

Ein Stipendium ermöglichte ihr eine Ausbildung auf der gerade neu eröffneten Wohlfahrtsschule der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Berlin. Die späten 20er Jahre in der großen Stadt waren für sie „die schönsten meines Lebens“. Dort lernte sie ihren späteren Mann kennen, der aus dem Krieg nicht zurückkam. Er verbot ihr zu arbeiten, nachdem die Nationalsozialisten sie 1933 mit einem Berufsverbot belegt hatten.

Doch 1939, nach der Geburt ihres zweiten Kindes, setzte sich die Gesuchte über das Verbot ihres Mannes hinweg. Drei Jahre später nötigte er sie in einem Heimaturlaub in ihre Heimatstadt zurückzukehren. Dort erlebte sie Krieg und Hungerjahre. Schnell bemühte sie sich die AWO wieder aufzubauen. Als die Frage anstand, wer die Region im Bundestag 1949 vertreten sollte, forderten sie Parteigenossen auf, zu kandidieren.

In Bonn kam sie zunächst in einem kleinen Zimmer in einem zerbombten Haus unter, in dessen Bett nachts oft genug jemand anderes lag. Sie übernachtete oft in der Parlamentsbibliothek. Eine Verpflegung für die Abgeordneten war nicht vorgesehen. Es gab ein Telefon pro Fraktion – mit langen Schlangen davor. Die Gesuchte blieb bis 1972 im Bundestag. Das Familienkonzept des Godesberger Programms stammte aus ihrer Feder.

Und bis sie das Parlament verließ um weitere 25 Jahren der AWO in Südbaden ihrer Region vorzustehen, gelang es ihr wichtige familienpolitische Reformen durchzusetzen. Ihr letztes Jahr verbrachte sie in einem Altenheim der AWO. Die Leiterin des Hauses war ihre Tochter. „Ich hatte ein schönes Leben“, sagte sie kurz vor ihrem Tod.

Ein Mann, der den Frieden wollte

Er war ein großartiger Mann, der in einer Region dieser Erde, die sich nicht gerade durch Frieden auszeichnet, bemüht war, Frieden zu stiften. Ja, es muss gerade verwundern, dass ausgerechnet er es war, der sich letztendlich so für den Frieden eingesetzt hatte. Was Unfrieden bedeutet, hat er selber lange Jahre seines Lebens erlebt.

Er war der Sohn von Emigranten und hatte sich schon zu Zeiten eines großen Konfliktes auf die Seite des bewaffneten Widerstands geschlagen, er kam dafür auch ins Gefängnis. Als es zum Krieg mit den Nachbarn kam, lenkte er im wesentlichen die Verteidigung. Er durchlief eine steile militärische Karriere, um nach dem vielleicht größten Sieg in die Diplomatie zu wechseln und anschließend in die Politik.

Er diente als Minister und Regierungschef, traf folgenreiche Entscheidungen für sein Land, erkannte aber im Laufe seines Lebens, dass nur Frieden der Region eine Chance biete. Auch hier hatte er viel erreicht, auch gegen Widerstände im eigenen Land, die ihm schließlich zum Verhängnis wurden.

Er starb durch die Kugel eines fanatischen Landsmannes. „Genug des Bluts und der Tränen. Genug“, hatte er einmal an das gegnerische Volk gewandt gesprochen, und dieser Satz ist heute noch aktuell. Er konnte sein Werk nicht fortsetzen. Er starb mit 73 Jahren.

Ein Mann, der an das Recht glaubte

Er war sehr klein, er maß nur einen Meter fünfzig. Und er war fast blind. Aber in seinem Metier war er ein ganz Großer und galt als ein Mann mit wachem Blick. Er war – wiewohl heute weitgehend vergessen – einer der bedeutendsten Parlamentarier und Parteiführer seines Landes in seiner Epoche. Diese trägt den Namen eines anderen Mannes, zu dessen größten politischen Gegnern jener kleinwüchsige Jurist gehörte.

Geboren und aufgewachsen im Nordwesten seines Landes, blieb er dieser Region stets treu, auch als sie in einem anderen Staat aufging. Fest verwurzelt war er auch im katholischen Milieu. Dessen Interessen zu verteidigen, war seine politische Arbeit gewidmet, freilich galt er als eher liberaler Katholik, er war keineswegs „romhörig“.

Als sein großer Gegner, ein protestantisch-monarchistischer Machtmensch, eine andere Partei zu verfolgen begann, stellte er sich offen dagegen. Auch ihm selbst wurde nachgestellt., zeitweise wurde seine Post ausspioniert. Der Machtmensch freilich hatte durchaus Respekt vor dem redegewandten Gegenüber im Parlament, denn eines hatten sie gemeinsam: Sie waren die zentralen Identifikationsfiguren in ihren politischen Lagern.

Und der Machtmensch bewunderte den anderen, der stets das Recht über die Macht stellte, als einen politischen Kopf, der eine sehr heterogene Partei elegant zu lenken wusste. Sieben Tage vor seinem Tod mit 79 Jahren hielt er seine letzte Parlamentsrede.

Eine Frau, die etwas von Macht verstand

Gab es bereits im Mittelalter Politikerinnen? Warum nicht, es ging auch in der damaligen Politikerschicht, im Adel, um Macht und Recht, um Herrschaft und Einfluss. Und davon verstand jene Frau wohl eine Menge. Jedenfalls hatte sie ihr Leben lang damit zu tun. Sie war Herzogin aus eigenem Recht und zweimal Königin durch Heirat. Sie wurde als außergewöhnlich schön beschrieben (was sonst konnte man über Fürstinnen auch schreiben?), doch galt sie auch als sehr eigenwillig, eine kluge Frau, die offenkundig mehr sein wollte als nur eine Herrschergefährtin.

Sie nahm an einer unglücklichen Kreuzzugsfahrt teil, musste von einem Papst dazu gebracht werden, das Ehelager mit dem offenbar ungeliebten ersten Mann zu teilen (er war ihr zu mönchisch), drang auf Scheidung, wählte sich den zweiten Mann dann selbst, die Ehe verlief auch nicht allzu harmonisch, er war untreu, aber sie gebar acht Kinder, von denen zwei auch Könige wurden.

Den einen musste sie später aus einer Gefangenschaft freikaufen, ein Schicksal, das sie selbst gut kannte: 16 Jahre wurde sie von ihrem Gemahl in verschiedenen Burgen gefangen gehalten, weil sie ihre Söhne zur Revolte gegen ihn angestachelt haben soll. In einem sehenswerten Kinofilm geht es um die konfliktreiche Beziehung des Königspaars, das (fiktive) Macht- und Ränkespiel ereignet sich zu Weihnachten 1183, die Darstellerin der Königin bekam für ihre reife Leistung einen Oscar.

Eine Frau, die unabhängig blieb

Sie wurde als Tochter eines Schulleiters geboren. Ihre Eltern waren Anhänger der SFIO – jener Partei, die 1969 in der heutigen Parti Socialiste aufging. Ihren Mann lernte sie im März 1944 in der Résistance kennen. Bei der ersten Begegnung stellte er sich unter seinem Decknamen vor. Zwei Monate später musste er aus Paris fliehen, und sie half ihm, sich im Burgund zu verstecken.

In dem Zug, der sie in Sicherheit brachte, spielten sie zunächst ein Liebespaar, um die Gestapo zu täuschen. Am Ende der Reise waren sie dann ein echtes Paar und verlobten sich. Die Hochzeit fand vier Monate nach der Normandie-Landung statt. Die Rolle der Frau, die ihren Mann nach Kräften unterstützt, sollte sie auch nach dem Krieg ausfüllen.

Obwohl sie schon im achten Monat schwanger war, machte sie den Wahlkampf ihres Mannes mit, der 1946 als Abgeordneter in die französische Nationalversammlung einzog. Mit Fidel Castro verband sie eine Freundschaft, ihre linken Ideale hielt sie zeitlebens hoch.

Sie setzte sich für Minderheiten auf der ganzen Welt ein. Stets wahrte sie auch ihre Unabhängigkeit von ihrem Ehemann, was den gelegentlich in die Bredouille brachte. Am Ende wollte sie nicht neben ihrem Mann begraben werden, sondern in der Gruft ihrer Familie im Burgund.

Ein Mann, der für die Freiheit kämpfte

In seinem Heimatland gilt er als Nationalheld, sein Name hat Klang. Er wurde im Zentrum seines Landes geboren, das 30 Jahre zuvor von einer Großmacht erobert wurde. Er studierte unter den fremden Herrschern und begann schon an der Universität des Landes in der Hauptstadt, sich politisch zu engagieren.

Er gründete alsbald die führende linke Partei seines Landes und besuchte das Nachbarland, um von dessen Erfahrungen zu lernen. Dieses Land war von einer anderen Macht besetzt, die ihn wiederum ermunterte, in seiner Heimat den Aufstand gegen die Fremden zu wagen.

Mit 30 Kameraden bekam er dort eine militärische Ausbildung, kehrte in seine Heimat zurück, um an der Seite der fremden Macht für die Unabhängigkeit seiner Heimat zu kämpfen. Als diese aber seine Heimat ebenfalls besetzte, wechselte er zu dem ersten Besatzer und erklärte seinen ehemaligen Unterstützern den Krieg. Es gelang ihm, als Dank die Unabhängigkeit zu erlangen, doch bevor sie in Kraft trat, wurde er von Kollaborateuren im Alter von 32 Jahren erschossen.

Eine Frau, die im Tod einen Sieg sah

Als das Abstimmungsergebnis bekannt gegeben wurde, stürmten die NSDAP-Abgeordneten jubelnd nach vorn und sangen das Horst-Wessel-Lied. 444 Parlamentarier, mithin eine große Mehrheit, hatten für das Ermächtigungsgesetz gestimmt. 94 votierten dagegen. Unter ihnen war eine Frau, die zu diesem Zeitpunkt wusste, dass Hitler Deutschland ins Verderben führen würde.

Der Terror von rechts forderte immer mehr Tote, Sprengstoffattentate häuften sich. Sie konnte politisch nichts mehr dagegen tun und hielt es nicht mehr aus, zuzusehen. Über eine Flucht ins Ausland hat sie nicht nachgedacht, im Exil sah sie keine Alternative. Stattdessen plante sie ihren Freitod bis ins letzte Detail – und schrieb sogar auf, was auf ihren Grabstein stehen sollte. Es war ein hoffnungsvoller Satz, der einen passenden Schlusspunkt setzte für ein Leben, das sie „der guten Sache des Proletariats“ gewidmet hatte.

Früh interessiert sich die Lehrerin für Politik, tritt mit 25 Jahren in die sozialdemokratische Partei ein. Sie kämpft für die Gleichberechtigung weiblicher Beamter und glaubt, dass Frauen politisch viel bewirken können. Als Reichstagsabgeordnete geht sie bald mit guten Beispiel voran, ergreift das Wort, mischt sich ein, streitet. Wenige waren so mutig, so konsequent, so uneigennützig wie sie. Die Stadt München hat nach dem Krieg eine Straße nach ihr benannt.

Der Mann, der mit sanfter Stimme sprach

Als Sohn einer vermögenden und angesehenen Familie hatte der Gesuchte das Glück, schon in Kindertagen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit seinem Vater ausgedehnte Reisen bis nach Europa und Afrika unternehmen zu können. Das prägte ihn und sein späteres Wirken.

Auch nachdem es stiller um ihn geworden war, reiste er viel, oft im Namen der Wissenschaft. Der Naturschutz lag ihm immer besonders am Herzen. Doch bevor er zu Beginn des neuen Jahrhunderts – immer noch in relativ jungen Jahren – ins Rampenlicht der großen Öffentlichkeit rückte, musste erst ein Mann sterben. Nachdem der dessen Geschäfte übernommen hatte, verfolgte er geradlinig seinen eigenen Kurs, wenn auch nicht immer zum Gefallen seiner konservativen Freunde.

Er setzte sich für die einfachen Menschen ein, stärkte deren Rechte. Stärke, gepaart mit Geschick, brachte ihm auch eine hohe Auszeichnung ein. Übrigens: Seinen Kosenamen kennt noch heute jedes Kind.

Bitte schicken Sie ihre Lösungen auf einer Postkarte mit Absender an: Der Tagesspiegel, Redaktion Sonderthemen, Kennwort "Weihnachtsrätsel", 10491 Berlin. Oder senden Sie eine E-Mail an: weihnachtsraetsel@tagesspiegel.de (Adresse angeben!)

Einsendeschluss ist Dienstag, der 10. Januar 2012 (Poststempel). Die Namen derer, die richtig geraten haben, werden veröffentlicht. Eine Garantie dafür können wir nicht abgeben.

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