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Kultur: Eine dramatische Geschichte von Genie, Wahnsinn und Wiedererwachen eines Nobelpreisträgers

Es gibt nur wenige Bücher über Nobelpreisträger, die dem Leser derart nahe gehen wie Sylvia Nasars Biografie von John Nash. Nash, der im Jahr 1994 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, hat die Sozialwissenschaften revolutioniert - mit einer Arbeit, die er im Alter von 21 Jahren schrieb.

Es gibt nur wenige Bücher über Nobelpreisträger, die dem Leser derart nahe gehen wie Sylvia Nasars Biografie von John Nash. Nash, der im Jahr 1994 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, hat die Sozialwissenschaften revolutioniert - mit einer Arbeit, die er im Alter von 21 Jahren schrieb. Er wurde schnell Professor am berühmten Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, publizierte eifrig und überraschte seine Kollegen, indem er zahlreiche schwerste mathematische Probleme löste.

Doch während Mathematik- und Ökonomie-Studenten sich weltweit mit dem so genannten Nash-Gleichgewicht - das nach dem jungen Genie benannt ist - beschäftigen mussten, geriet der Wissenschaftler selbst in Vergessenheit. Er lehrte nicht mehr an der Universität, trat überhaupt nicht mehr in der Öffentlichkeit auf, und er schrieb auch nicht mehr. Als er vor fünf Jahren den Nobelpreis in Empfang nahm, staunten die Meisten: Lebt der etwa noch?

Sylvia Nasar nahm das Ereignis zum Anlass, sich mit dem vergessenen John Nash zu beschäftigen. Nasar, Reporterin der "New York Times" und Autorin zahlreicher Ökonomen-Porträts, gelang ein faszinierendes Porträt. Sie fand heraus, dass Nash einen psychischen Zusammenbruch erlitt und Jahrzehnte in Heilanstalten verbrachte. Sie beschreibt, wie der Außenseiter zum Sonderling wurde. Immer mehr Menschen in seiner Umgebung fiel auf, dass Nash sehr krank war. Das Schicksal des Mannes ist manchmal sogar komisch. So sagte er der Universität von Chicago ab, er könne keineswegs den angebotenen Lehrstuhl übernehmen, schließlich sei er schon zum Kaiser der Antarktis auserkoren. Nash glaubt, andere stählen seine Ideen. Er erwägt, nach Europa auszuwandern und überdies eine internationale Organisation aufzubauen, die nichts anderes übernehmen soll als die Weltherrschaft. Nasar geleitet den faszinierten Leser nach mehreren 100 Seiten glücklich zum Happy-End: Nash gelingt es, seine Krankheit zu besiegen. Nash selbst betrachtet die "25-jährige Interimsperiode teilweiser Verwirrung" als "eine Art Urlaub". Eine dramatische Geschichte von Genie, Wahnsinn und Wiedererwachen.

Nashs Nobel-Lesung und ein Nobelpreis-Seminar einiger Kollegen finden sich derweil in einem neuen Sammelwerk über die "Nobelpreisträger der ökonomischen Wissenschaft".Sylvia Nasar: Auf den fremden Meeren des Denkens. Das Leben des genialen Mathematikers John Nash. 608 Seiten. Piper Verlag. 68 Mark.

Karl-Dieter Grüske (Herausgeber): Die Nobelpreisträger der ökonomischen Wissenschaft, Band IV: 1994 - 1998. 568 Seiten. Verlag Wirtschaft und Finanzen. 128 Mark.

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