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Eine Autogrammkarte der jungen Julia Varady

© Sabine Toepffer

Eine große Sängerin: Julia Varady wird 80

Ihre Verdi-, Mozart- und Wagner-Interpretationen sind unvergessen: Jetzt feiert die Sopranistin Julia Varady ihren 80 Geburtstag.

Es war eine spontane Entscheidung: Nach einem Streit mit dem Regisseur Götz Friedrich sagte Julia Varady im Frühjahr 1997 erst ihre Mitwirkung an einer unmittelbar bevorstehenden Premiere des „Fliegenden Holländers“ ab und erklärte wenige Tage später, dass sie ab sofort überhaupt nicht mehr in szenischen Produktionen auftreten werde. Auf dem Höhepunkt ihrer interpretatorischen Meisterschaft zog sich die ungarische Sopranistin von der Bühne zurück, mit gerade 55 Jahren.

Ein herber Verlust für die Klassikwelt, denn auch wenn es Livemitschnitte und Studioaufnahmen gibt, die ihre Kunst dokumentieren, war Julia Varady doch stets eine Sängerin, die man auch sehen wollte. Weil sie in ihren Rollen aufzugehen vermochte, weil sie auf ideale Weise die Tiefe der Textausdeutung mit der Intensität der Darstellung verband.

Wer das Glück hatte, Julia Varadys Aida live zu erleben, wer sie als Leonora in „Forza del destino“ gesehen hat in der 1982 zunächst so heiß umkämpften, radikalen Deutung durch Hans Neuenfels an der Deutschen Oper, wer von ihren Mozart-Rollen gefesselt wurde und später dabei war, als sie sich das Wagner-Fach eroberte, die Eva, die Senta, die Sieglinde, der bewahrt unauslöschliche Erinnerungen an große Musiktheaterabende.

Ihre Stammhäuser waren München und Berlin

Und viele Berliner:innen durften dieses Glück erleben, denn Julia Varady machte beim Klassik-Jetset nicht mit, konzentrierte sich künstlerisch lieber auf zwei Stammhäuser: die Bayerische Staatsoper in München, wo sie 1973 ihren späteren Ehemann Dietrich Fischer-Dieskau kennenlernte, und eben die Deutsche Oper in der Mauerstadt.

An 161 Abenden stand sie hier auf der Bühne, verkörperte 18 verschiedene Partien – und kehrte sogar 1998 für ein Versöhnungskonzert zurück, begeisterte noch einmal als Mozart-Interpretin. 2003 dann machte Julia Varady endgültig Schluss mit öffentlichen Auftritten, gab ihr Wissen aber noch lange großzügig an die nächste Sänger:innengeneration weiter, als Professorin in Karlsruhe wie auch an der Berliner Eisler-Hochschule. Heute feiert die weiterhin schmerzlich vermisste große Künstlerin ihren 80. Geburtstag.

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