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Kultur: Eine späte Premiere

Philippe Entremont und das Konzerthausorchester.

Nicht ungewöhnlich, dass ein erfolgreicher Pianist auch noch eine Karriere als Dirigent beginnt, siehe Daniel Barenboim. Auch der bald 80-jährige Philippe Entremont hat es ab 1967 so gemacht. Der Sohn eines Operndirigenten und einer Pianistin, Schüler der großen Virtuosin Marguerite Long, hatte mit zwölf eine Ausbildung am Pariser Konservatorium begonnen und mit 16 die erste von zahllosen Konzertreisen durch Europa und die USA angetreten. Doch den Dirigierstab nahm er erst mit Mitte 30 in die Hand. Jetzt stand Entremont erstmals am Pult des Konzerthausorchesters – eine späte, geglückte Premiere. Der Franzose dirigiert mit ökonomischer, pragmatischer, nie aufgesetzt wirkender Gestik, ausgewogen schön gelingt bereits Beethovens kurze Ouvertüre zum Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“, in milder Abendsonne leuchtend – ohne dabei je weitschweifig zu werden – dann Mozarts letztes Klavierkonzert B-Dur.

Gegenpol ist Solist Sebastian Knauer, einst Schüler von Entremont, mit dem er häufig gemeinsam an zwei Klavieren konzertiert: Zärtlich, fast schüchtern ist sein Spiel, kräftig pedalisiert, ein verkuscheltes Klanggewölk, das an Jesuslatschen und selbst gestrickte Pullover denken lässt. Zum intimen, melancholischen Larghetto dieses im Todesjahr 1791 komponierten Weltabschiedswerks mag das passen, die beiden Ecksätze aber hätten einen offensiven Zugriff durchaus vertragen. Der Abend wird zur Studie über die Möglichkeiten, Mozart zu spielen. Noch mal ein Abschiedswerk dann nach der Pause: Die Symphonie in der „jupiterischen“ Tonart C-Dur KV 551 war, obwohl schon 1788 komponiert, Mozarts letzte.

Diskret gibt Entremont die Einsätze in den fugierten Abschnitten des Finalsatzes und entlockt dem Orchester insgesamt einen runden, vornehmen Klang, mit dem er die sowieso schon sehr klaren Strukturen dieses Werks noch deutlicher herauspräpariert. Ein Altersstil im besten Sinne. Udo Badelt

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