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Kultur: Eins plus vier

SOTTO VOCE Jörg Königsdorf setzt auf einen Überraschungssieger Die jungen, ehrgeizigen Generalmusikdirektoren an den noch immer zahllosen deutschen Stadttheatern dürfen sich ermutigt fühlen: Auch wenn die Stardirigentendichte in Berlin so hoch ist wie wohl nirgends sonst auf der Welt, besteht überhaupt kein Grund, sich durch die MaestroRiege Barenboim, Thielemann, Rattle und Nagano eingeschüchtert zu fühlen. Wer genug Selbstvertrauen hat, die „David gegen vier Goliaths“-Rolle zu übernehmen, kann gerade hier schnell Karriere machen.

SOTTO VOCE

Jörg Königsdorf setzt auf einen Überraschungssieger

Die jungen, ehrgeizigen Generalmusikdirektoren an den noch immer zahllosen deutschen Stadttheatern dürfen sich ermutigt fühlen: Auch wenn die Stardirigentendichte in Berlin so hoch ist wie wohl nirgends sonst auf der Welt, besteht überhaupt kein Grund, sich durch die MaestroRiege Barenboim, Thielemann, Rattle und Nagano eingeschüchtert zu fühlen. Wer genug Selbstvertrauen hat, die „David gegen vier Goliaths“-Rolle zu übernehmen, kann gerade hier schnell Karriere machen. Bestes Beispiel ist Kirill Petrenko , der junge Chefdirigent der Komischen Oper . Es ist nicht unwahrscheinlich, dass beim Bilanzziehen zum Saisonende nicht die erste Rattle-Spielzeit mit den Philharmonikern, sondern der Beginn der Ära Petrenko als das spannendste künstlerische Ereignis dasteht.

Schon beim ansonsten etwas verunglückten Saisonstart, Andreas Homokis Inszenierung der „Verkauften Braut“, war Petrenkos stilbewusstes Dirigat die eigentliche Überraschung, sein kontroverser „Don Giovanni“ und am vergangenen Sonntag sein packender, abgründiger „Peter Grimes“ haben gezeigt, dass der Chefdirigent zu allem, was auf der Bühne vor sich geht, musikalisch etwas Sinnstiftendes zu sagen hat. Sowohl Brittens Fischeroper, die Regisseurin Katja Czellnik radikal von aller Haifischbar-Romantik befreit hat (5.5.), als auch Peter Konwitschnys Version von Mozarts „Giovanni“ als Zähmung eines Alt-68ers (6.5.) führen vor, dass die Komische Oper im ersten Jahr Homoki/Petrenko wieder Tritt gefasst hat. Bei seinem letzten Konzertauftritt Anfang April zeigte Petrenko an Zemlinskys „Lyrischer Sinfonie“, welch ein Potenzial im Orchester der Komischen Oper bislang brachlag. Am Donnerstag lotet er Schuberts „Unvollendete“ und die sechste Sinfonie des Tschechen Bohuslav Martinu aus. Und vielleicht sitzen ja auch ein paar Dirigenten im Publikum. Zur Ermutigung.

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