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Kultur: Einstieg in die Kiste

ARCHITEKTUR

Tausendmal totgesagt, lebt die Moderne doch immer weiter. Zur nicht geringen Verwirrung des Betrachters: Denn zwischen erster, zweiter oder dritter Moderne fällt ihm die Orientierung gelegentlich schwer. Da hilft es, den theoretischen Diskurs beiseite zu schieben und sich dem Objekt zuzuwenden: etwa dem Projekt eines „Museums für moderne und zeitgenössische Kunst“ des Büros Krüger Schuberth Vandreike (KSV), das in Bozen entstehen wird. Ein Entwurf, so klar und einfach, so passgenau in die städtebauliche Situation eingefügt, so bezwingend, fällt er doch aus dem Rahmen der bisherigen Arbeiten von KSV heraus. Jetzt wird der Entwurf bei suitcasearchitecture ausgestellt (Choriner Str. 54, Prenzlauer Berg, bis 30. September. Katalog 5 €).

Eigentlich ist das „Museion“ lediglich eine große, gut 50 Meter lange, viergeschossige Kiste mit silbrig schimmernder Aluminiumhaut. An ihren beiden Schmalseiten öffnet sie sich mit großformatigen Glasfronten, die leicht ins Innere des Gebäudes eingezogen sind – der einzige Manierismus, den sich KSV erlauben. So sorgt das Museum sowohl zur vorgelagerten Flusslandschaft als auch zur Stadt hin für optischen Austausch, eröffnet Durch- und Einblicke. Gläserne Lamellen in der doppelten Glasfassade dienen dabei als Projektionsfläche – einer der Sammlungsschwerpunkte in Bozen ist die Medienkunst, weshalb diese Fassade auch als „Medienfassade“ annonciert wird – und filtern zugleich das einfallende Licht. Ein unterirdisch angebundener würfelförmiger Baukörper komplettiert die städtebauliche Figur und bündelt die Anlieferungsfunktionen. Zudem sind hier eine Studiogalerie und eine Wohnung für Künstler untergebracht.

So wenig - so viel. Wie quicklebendig die Moderne ist, lässt sich voraussichtlich in zwei Jahren auf der Reise nach Italien in Bozen am Objekt überprüfen.

Jürgen Tietz

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