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Kultur: Eisberge in Sicht

Sommerzeit, Urlaubszeit: Traditionell ist dies in den Galerien die Zeit der Ausstellungsübersichten.Die gängigste Form ferienzeitgemäßer Präsentation aus hauseigenen Beständen nennt sich schlicht "Künstler der Galerie".

Sommerzeit, Urlaubszeit: Traditionell ist dies in den Galerien die Zeit der Ausstellungsübersichten.Die gängigste Form ferienzeitgemäßer Präsentation aus hauseigenen Beständen nennt sich schlicht "Künstler der Galerie"."Accrochage" klingt nach mehr, meint aber dasselbe.Die Galerie Bodo Niemann zeigt, das es auch elegantere Lösungen gibt, das Sommerloch zu überbrücken.

Mit ihrer attraktiven Sammelausstellung "Wasser" setzt sie auf ein jahreszeitgemäß besonders ausgeprägtes Bedürfnis, den elementaren Drang zum kühlen Nass.Dessen besonders begehrte Erscheinungsformen - das Meer, badetaugliche Seen, ein erfrischender Drink und kühles Eis - lassen sich auch in den Arbeiten der dreizehn beteiligten Fotokünstler wiederentdecken (1200 DM bis 20 000 DM).Der Japaner Hiroshi Sugimoto reist seit 1977 um die Welt, um immer wieder neu die endlose Weite des Meeres zu fotografieren.Seine stillen, atmosphärischen und meditativen Schwarzweißaufnahmen spiegeln subtile Veränderungen durch Tageszeit, Licht- und Witterungsverhältnisse.Sie üben auf den Blick des Betrachter eine Sogwirkung aus, die tief hineinführt ins Ungewisse des Bildes.

Den Zauber einer "Blauen Stunde" in nordischer Meeres- und Fjordlandschaft zeigt Mads Gamdrup in sanft abgestuften Pastelltönen.Wie der Künstler aus Kopenhagen, zeigt auch der Amerikaner Dan Asher Größe und Schönheit einer Natur, die unabhängig von menschlichem Zutun existiert.Bei Asher, der vor allem als Bildhauer bekannt ist, heißt es: Eisberge in Sicht.Seine Fotografien verraten den geschärften Sinn für die skulpturale Qualität der bizarren, transparenten Eisgebilde der Antarktis.

Nicht immer steht das Wasser als zentrales Thema im Vordergrund.Für Rineke Dijkstra bildet der Strand den Hintergrund für eine Serie sensibler Einzelporträts von Jugendlichen.Sozialer Status, das äußerlich zur Schau gestellte Selbstverständnis der eigenen sozialen Rolle reduziert sich auf die Badekleidung.Die Niederländerin konzentriert ihr Bildinteresse auf Körpersprache und Posen der Heranwachsenden, deren Unsicherheit und Suche nach eigener Identität sie in Bildern von beeindruckender Intensität fixiert.Von Ralph Gibsons Stilleben eines gefüllten Wasserglases mit Salzstreuer bis zu Nan Goldins Porträts der Freundin Siobhán, die sich in ihrer Berliner Badewanne räckelt, wird bei Niemann ein stilistisch abwechsreiches Spektrum einer großen Vielfalt unterschiedlicher Sujets aufgeboten.

Wasser steht als Symbol für den Quell des Lebens, wie bei Roni Horns mehrteiliger "Water Suite", oder kommt bei "Schaffhausen" von Klaus Wefringhaus als sprudelndes Element formal abstrakt zum Einsatz.In den Aufnahmen der Schweizerin Connie Imboden wird Wasser zur Todesmetapher.Sie greift das Ophelia-Motiv auf, läßt ein Gesicht ins dunkel perlende Nass untertauchen.Mit den Spiegelungen von Ästen und Baumwurzeln verschwimmt das Antlitz zu einer surrealen, morbiden Einheit, die an verzweigtes Adergeflecht erinnert.Auf einem besonders eigenwilligen Konzept basieren die "Selbstporträts" des Finnen Arno Rafael Minkkinen.Bei einer seiner skulpturalen Körperinszenierungen ragt nur sein Bein, im Moment des Absprungs ins Wasser, als Diagonale ins Bild.Die Aufnahmen der prominent besetzten Künstlerauswahl gewinnen dem spritzigen Sommerthema in virtuosen Aufnahmen formal außergewöhnliche Perspektiven und inhaltlich überraschende Aspekte ab.Wasser in der Kunst bedeutet bei Niemann: Meer und mehr.

Galerie Bodo Niemann, Rosenthaler Straße 40/41, Hackesche Höfe, bis 29.August; Dienstag bis Freitag 13-19 Uhr, Sonnabend 12-18 Uhr.

ELFI KREIS

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