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Kultur: Ende der Flick-Debatte

Eine

von Nicola Kuhn

Die Sturheit, ja Bockigkeit ist noch gut in Erinnerung, mit der Friedrich Christian Flick allen Forderungen begegnete, er müsse in den Zwangsarbeiterfonds einzahlen. Wie er mit der Verantwortung umgehe, die er aufgrund seines Namens verspüre, lasse er sich „nicht vorschreiben“, sagte der Kunstsammler noch bei der Eröffnung der FlickCollection im September vergangenen Jahres im Hamburger Bahnhof. Um die Kunst und die Künstler vor falscher Politisierung zu bewahren, wollte der Enkel des Großindustriellen Friedrich Flick, der im Dritten Reich sein Vermögen auf dem Rücken eben jener Zwangsarbeiter erwirtschaftete, nicht einmal eine Informationsausstellung zulassen.

Die Trennung zwischen Kunst und Politik ist ihm dennoch nicht gelungen: Stets wurde die Sammlung Flick vor dem unseligen Familienhintergrund wahrgenommen. So ist ist es nur auf den ersten Blick eine Überraschung, wenn Flick zwei Wochen vor dem 60.Jahrestag des Kriegsendes bekannt gibt, dass er nun doch gespendet und der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ mit 5 Millionen Euro die größte private Summe übergeben hat. Mit der Wahl des jetzigen Zeitpunkts macht der Spender deutlich, dass er sich den Erwartungen anderer nicht beugt und die erste große Präsentation seiner Sammlung bewusst verstreichen ließ, der noch sechs weitere in den kommenden Jahren folgen sollen.

Aufhorchen lässt der Ton der Mitteilung: „Herr Flick möchte das Schicksal der ehemaligen Zwangsarbeiter würdigen und ihnen seinen tiefen Respekt und sein Mitgefühl zum Ausdruck bringen.“ Da ist einer vom Leiden anderer vor dem Hintergrund des eigenen Lebensglücks nicht unbeeindruckt geblieben. Das Geld soll besonders Hilfsbedürftigen zugute kommen und nicht auf alle Überlebenden aufgeteilt werden.

Der moralische Druck, der auf der Flick-Collection lastete, ist damit genommen. Die großzügige Geste, die hoch dotierte Spende verdienen Anerkennung. Die Flick-Debatte ist beendet, nicht jedoch die Auseinandersetzung über Kunst und Verstrickung. Die Verantwortung liegt nun bei den Staatlichen Museen, die eine eigene Sammlungspolitik vermissen lassen und mit Mega-Kollektionen vorübergehend ihre Lücken schließen wollen. Ihnen fällt die Geschichte vor die Füße. Freikaufen können sie sich nicht.

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