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Kultur: Ende einer Busfahrt

Überraschend aufgetaucht: Polizeifotos der Bürgerrechtler Martin Luther King und Rosa Parks

Der 1. Dezember 1955 war nicht der erste Tag, an dem sie gegen die Rassentrennung im Busverkehr von Alabama protestierte, doch es wurde derjenige, der in die Geschichte einging. Die schwarze Näherin Rosa Parks hatte sich schon mehrmals mit den Busfahrern ihrer Stadt Montgomery angelegt, wenn sie vorn bezahlen durfte, dann aber durch die hintere Tür einsteigen sollte – und beim Weg dorthin oft genug stehen gelassen wurde.

An jenem 1. Dezember hatte sie, früher Sekretärin der National Association for the Advancement of Colored People, schon Platz genommen, als ein weißer Fahrgast ihr den Sitz streitig machte. In Folge der JimCrow-Gesetze waren Schwarze im ganzen Süden der USA gezwungen, sich nur im rückwärtigen Teil eines Busses aufzuhalten und bei Bedarf aufzustehen. Rosa Parks weigerte sich strikt und hatte auch keine Lust auf Diskussionen. Wenig später kam die Polizei und verhaftete sie. Auch das war nichts Ungewöhnliches – wenn es nicht überraschende Konsequenzen gehabt hätte.

Martin Luther King, damals Pastor an der Dexter Avenue Bapist Church in Montgomery, beschloss zusammen mit den Mitgliedern seiner Gemeinde, das Busunternehmen zu boykottieren.Vom Morgen des 5. Dezember 1955 an weigerten sich fast alle Schwarzen von Montgomery, Bus zu fahren – 381 Tage lang.Erst am 21. Dezember 1956 bestieg King gemeinsam mit seinem weißen Kollegen Reverend Glen Smiley einen Bus in Montgomery – und saß dabei in der ersten Reihe. Einen guten Monat zuvor hatte der Oberste Gerichtshof der USA erklärt, dass die Rassentrennung im Staate Alabama und in Montgomery illegal sei.

Aus dem langen Jahr dieses Kampfs um schwarze Bürgerrechte sind jetzt unerwartet Fotos aufgetaucht. Der schwarze Polizist Derrick Cunningham entdeckte im Keller der Polizeiwache von Montgomery mehrere Alben mit Schwarzweiß-Aufnahmen jener Zeit.

Zwei von ihnen zeigen die beiden Protagonisten des Boykotts, wie sie im Lauf der nervenzerrenden Aktivitäten am 22. Februar 1956 festgenommen wurden: Parks zum wiederholten, Luther King vermutlich zum ersten Mal in der Geschichte seines politischen Engagements. Zwölf Jahre später, am 4. April 1968, wurde er ermordet. Sein Tod ist auf dem Foto gleich doppelt vermerkt. dotz

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