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Kultur: Entenbeine im Landeanflug

Hans van Meeuwen stellt in der Galerie Deschler ausVON ELFI KREISGigantische Entenbeine im Landeanflug schweben hoch in der Luft.Kaum ein Galeriebesucher, der nicht zunächst amüsiert schmunzelt.

Hans van Meeuwen stellt in der Galerie Deschler ausVON ELFI KREISGigantische Entenbeine im Landeanflug schweben hoch in der Luft.Kaum ein Galeriebesucher, der nicht zunächst amüsiert schmunzelt.Steht man aber direkt unter dem täuschend echt wirkenden Kunstgeflügel, möchte man sich unwillkürlich ducken.Ringsum auf dem Boden verstreute "Hämos" geben Rätsel auf.Irritierend wirkt die ungewöhnliche Fußballgröße.Ihre rote Farbe führt auf die rechte Fährte, es handelt es sich um rote Blutkörper: Ein vergnügliches Panoptikum von Objekten Hans van Meeuwens, das da in der Galerie Deschler in der Auguststraße zu sehen ist.Die Skulpturen des niederländischen Bildhauers beflügeln die Phantasie.Wie Requisiten aus "Alices Wunderland" sind sie in der Regel zu groß, manchmal zu klein (150 DM bis 18 000 DM).Eine überdimensionale Heizung, aus der winzige Autos schlüpfen und die surreale Genmanipulation Siamesischer Libellenzwillinge mit Helikoptern sind Mutationen aus beidem.Rasch verfliegt die oberflächliche Heiterkeit, den ihre verspielte Symbiose zwischen Realität und Fiktion mit Bildgags hart am Rande zum Kitsch anfangs erregt, um einem vagen Unbehagen Platz zu machen.Besonders beim Anblick des "Spitzenreiters", einem Pferdemaul von mehreren Quadratmetern, das befremdend in den Raum hineinragt.Die immens aufgeblähten Nüstern lassen sehnlich hoffen, das Untier möge nicht plötzlich in seiner vollen Körpergröße durch die Galeriewand brechen.Van Meeuwen benutzt den aus der Pop Art entlehnten "Blow Up"-Effekt.Anders jedoch als Claes Oldenburg zerlegt er die Dinge in Einzelteile.Das Fragment steht für das Ganze: "Pars pro toto" lautet entsprechend der Titel der Ausstellung.Hinter scheinbarer Naturnähe verbirgt sich extreme Künstlichkeit."Kunst muß heute aus Kunststoff sein", sagt van Meeuwen.Er beschwört Visionen von der Möglichkeit des Unmöglichen.Dabei gerät ihm ausgerechnet "Klon", eine eindeutig gesellschaftskritische Arbeit, ästhetisch schwach bis zur Lächerlichkeit.Sie gleicht dem zerstückelten Schwellkopf eines Zyklopen, reif für den Fastnachtszug.Ansonsten gelingt es ihm, Denkanstöße zu geben, die das Festgefügte des Faktischen in Frage stellen.Draußen vor der Galerie ist die Welt noch in Ordnung, alles normal.Aber sieht nicht das Retortenschaf Dolly auch völlig harmlos aus? Galerie Deschler, Auguststraße 61, bis 13.Juni; Dienstag bis Freitag 14-19 Uhr, Sonnabend 13-17 Uhr.

ELFI KREIS

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