zum Hauptinhalt

Kultur: Entscheidet!

Nachdem der Bundeskanzlers die Entwürfe zum Berliner Holocaust-Denkmal besichtigt hatte, wurden die Künstler Serra und Eisenman im Januar von den Auslobern des Wettbewerbs gebeten, ihre Arbeit in einigen Punkten zu verändern.Dies ist inzwischen geschehen, wie man hört nicht zur vollen Zufriedenheit der Auslober.

Nachdem der Bundeskanzlers die Entwürfe zum Berliner Holocaust-Denkmal besichtigt hatte, wurden die Künstler Serra und Eisenman im Januar von den Auslobern des Wettbewerbs gebeten, ihre Arbeit in einigen Punkten zu verändern.Dies ist inzwischen geschehen, wie man hört nicht zur vollen Zufriedenheit der Auslober.Deren Auftrag, den "Stelenwald" unter anderem den stadtplanerischen und sicherheitstechnischen Vorgaben anzupassen, war allgemein als Vorentscheidung, jedenfalls aber als Indiz für einen sich abzeichnenden Entscheidungsprozeß verstanden worden.Mißverstanden, wie sich inzwischen zeigt.Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, die nun abermals eine rasche Entscheidung anmahnt, ist als Befürworterin des Denkmal-Projektes in der Mitte Berlins bekannt.Ihr Hinweis, den Bau nun zügig zu beschließen und umzusetzen, ist erst in zweiter Linie eine Wortmeldung zur Frage: Mahnmal ja oder nein? Die Botschaft lautet viel mehr: Entscheidet, endlich! Das aber scheint immer schwerer zu werden.Die Auslober - der Förderverein, der Bund und das Land Berlin - müssen einstimmig beschließen.Der Bundeskanzler, der die ihm nachgesagte Präferenz für Serra / Eisenman unwidersprochen ließ, schweigt seit geraumer Zeit.Mit gutem Grund.Kohl weiß, daß ihm eine Entscheidung, egal wie sie ausfällt, zur Unzeit des aufkommenden Wahlkampfes eine zusätzliche Debatte einträgt, der er sich nicht entziehen kann.Die Situation ist komplizierter geworden, seit bekannt wurde, daß sich Berlins Regierender Bürgermeister Diepgen auf die Seite der Mahnmal-Skeptiker geschlagen und damit gegen die Meinung von Kultursenator Radunski gestellt hat.Viele der Kritiker indes warnen vor einer übereilten Entscheidung.Die Art und Weise, wie sich das Projekt jetzt in Richtung Sommerpause schleppt und im Herbst vermutlich nicht wieder auf die Beine kommt, kann damit jedoch nicht gemeint sein.Alle wissen: Die Argumente sind ausgetauscht, wer auf Zeit spielt, um das Denkmal zu verhindern, handelt unredlich.Helmut Kohl hat die Mahnmalfrage zur Chefsache gemacht.Er muß sich jetzt erklären.Einen Anspruch darauf hat nicht nur die Öffentlichkeit, ihn haben auch die beteiligten Künstler und nicht zuletzt Angehörige derer, denen das Mahnmal gewidmet werden soll. mmw

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false