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Kultur: Entschlackt

Portugal. The Man im Kulturhaus Astra.

Portugal. The Man mögen keine Pausen. Meistens verkitten sie ihre Songs mit ein paar Gitarrenakkorden und hingetupften Keyboard-Tönen zu längeren Komplexen. Alles ist also im Fluss, alles verschmilzt miteinander. Die Songs, aber auch die Bilder im Hintergrund. Auf einer Leinwand laufen bunte Farbenwelten, unterbrochen durch Symbole im Stil naiver Malerei.

Ein Auge, das vermutlich vor dem bösen Blick schützen soll. Ein paar Wolken, die über den Himmel ziehen. Blasen, die an eine Lavalampe in der Großaufnahme erinnern. John Gourley, der kleine Mann aus Alaska, singt dazu wie ein Kind, das gerade einen Schatz gefunden hat. Immer etwas zu hoch, immer etwas zu aufgeregt, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, klingt es ziemlich großartig.

Portugal. The Man haben in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Wandlung vollzogen. Wo die Amerikaner früher einen mitunter anstrengenden Mix aus Psychedelic, Alternative Rock und Postcore zelebrierten, haben sie ihren Werkskörper entschlackt. Die letzten beiden Alben „In The Mountain In The Cloud“ (2011) und das unlängst erschienene „Evil Friends“, an dem der amerikanische Produzent Danger Mouse (Gnarls Barkley) mitarbeitete, hielten genau die richtige Balance zwischen Radio-Pop der 70er Jahre, Psychedelic und zeitgenössischem Indie.

So sind die besten Momente während des eineinhalbstündigen Auftritts im Astra auch jene, die sich auf diese Platten beziehen. „Purple Yellow Red And Blue“ etwa, das mit seinen markigen Gitarrenriffs den Abend einläutet und auch wieder ausklingen lässt. „Evil Friends“ mit seinem Glockenspiel, das hochmelodiöse „Modern Jesus“ oder „The Sun“, eine fein verästelte Hippie-Hymne mit flirrenden Vintage-Synthies. Dazwischen dreht die Band beherzt frei, und man muss schon gut aufpassen, um jene Momente zu erwischen, in denen sich aus dem Soundwald die großen Augenblicke herausschälen. Jochen Overbeck

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