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Kultur: Er prägte Berlin als Museumsstadt Peter-Klaus Schuster

zum 70. Geburtstag.

Wenn er Pläne machte, dann waren sie groß, und dem Streit ist er nie aus dem Weg gegangen. Im Gegenteil. Er stürzte sich lustvoll hinein. Von kulturpessimistischen Warnungen vor der „Eventisierung“ des Ausstellungsbetriebs hält der Museumsmann Peter-Klaus Schuster wenig. Keinen Event mehr machen zu wollen, so befand er, sei „als wenn man sagen würde, man möchte keine Ausstellung machen, in die mehr als zwei Besucher gehen“. Die von ihm verantwortete MoMA-Ausstellung in der neuen Nationalgalerie brach 2004 alle Rekorde: 1,2 Millionen Zuschauer. Das Humboldtforum im wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss stellt sich Schuster als neues Centre Pompidou vor und schwärmt von der „metropolitanen Verdichtung“. Und zum Umzug der Gemäldegalerie vom Kulturforum in einen Neubau gegenüber der Museumsinsel sah er, als die Debatte darüber im letzten Jahr ihren Erregungshöhepunkt erreichte, „keine Alternative“.

Die große Rochade Alter Meister und neuer Kunst war zu seinen Zeiten als Generaldirektor der Staatlichen Museen Schusters Lieblingsprojekt gewesen. Ganz im Sinne seines bewunderten Vorgängers Wilhelm von Bode wollte er dabei die Trennung von Malerei und Skulptur aufheben, die Wiedereröffnung des prachtvoll restaurierten Bode-Museums 2006 sollte zum „turning point“ werden. Doch aus der Wende wurde nichts, die Kulturpolitiker und Schusters Museumsnachfolger entschieden sich am Ende für die kleine Lösung. Die Alten Meister bleiben am Kulturforum hängen, für die Kunst des 20. Jahrhunderts entsteht ein Neubau, versteckt hinter der neuen Nationalgalerie. Visionär ist das nicht.

Peter-Klaus Schuster, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, hat in den Jahren vor und nach der Jahrtausendwende Berlin als Kunst- und Museumsstadt geprägt. Damals fehlte „PKS“, wie ihn seine Mitarbeiter nannten, bei keiner Eröffnung, bei keiner Diskussion, in keinem Salon. Hinter der Hochtourigkeit des Kulturmanagers verschwand beinahe der versierte Kunsthistoriker, der auch in ihm steckte. Schuster, 1943 im württembergischen Calw geboren, hatte in Tübingen, Zürich, Frankfurt und Göttingen studiert und über Dürers Kupferstich „Melencolia I“ als „Denkbild“ promoviert. Er arbeitete am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, an der Hamburger Kunsthalle und an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, bevor er 1988 nach Berlin kam, zunächst als stellvertretender Chef der Nationalgalerie. 1999 stieg er, nach einem erneuten Abstecher nach München, zur machtvollen Doppelfunktion als Generaldirektor der Staatlichen Museen und Direktor der Nationalgalerie auf.

Spuren hinterlassen hat er mit der Akquisition von großen Privatkollektionen für Berlin, darunter die Sammlungen Berggruen, Flick und Scharf-Gerstenberg. „Das Sammeln von Sammlern ist eine strategische List“, bekundete er. Peter-Klaus Schuster wusste strategische Lust mit rhetorischer Brillanz zu verknüpfen. Ein Plänemacher wie er fehlt heute der Hauptstadt. Christian Schröder

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