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Kultur: Erdiges Altgold

Vielen gilt Elisabeth Leonskaja als eine der ganz großen Chopin-Interpreten, doch das war nicht immer so: Ihr kräftiger, gelegentlich auch kristallen klirrender Ton schien so gar nicht zum Parfüm französischer Salons zu passen, das Chopins Musik nach landläufiger Meinung zu umwehen hat. Doch Mitte der 90er Jahre konnte die Kritik nicht mehr überhören, dass die in Tiflis geborene Meisterin der schweren deutschen und russischen Romantik ein ganz eigenes Wort zu Chopin zu sagen hat, der viel weniger tuberkulöses Salongewächs denn wacher kritischer Geist war.

Vielen gilt Elisabeth Leonskaja als eine der ganz großen Chopin-Interpreten, doch das war nicht immer so: Ihr kräftiger, gelegentlich auch kristallen klirrender Ton schien so gar nicht zum Parfüm französischer Salons zu passen, das Chopins Musik nach landläufiger Meinung zu umwehen hat. Doch Mitte der 90er Jahre konnte die Kritik nicht mehr überhören, dass die in Tiflis geborene Meisterin der schweren deutschen und russischen Romantik ein ganz eigenes Wort zu Chopin zu sagen hat, der viel weniger tuberkulöses Salongewächs denn wacher kritischer Geist war. Vor drei Jahren sorgte Leonskaja mit einem Chopin-Soloabend in Berlin für Aufsehen; nun war sie gemeinsam mit dem Orchester der Deutschen Oper unter Jan Latham-Koenig mit dem Klavierkonzert f-moll im Konzerthaus zu hören. Es war in der Tat ein gemeinsames Musizieren, bisweilen auch gegen das virtuose Geklingel der nicht allzu subtilen Partitur. Unter allem Passagenwerk, dem sie nur in der Höhe schimmernde Leichtigkeit verlieh, entdeckte Leonskaja immer eine Linie, die sich mit Leidenschaft aussingen ließ. Wenn dann diese Linie zufällig dem Fagott gehörte, so wurde auch sie von der bei aller Kraft doch so unprätentiösen Pianistin mit kammermusikalischer Delikatesse begleitet.

Hervorragend aufgelegt zeigten sich die Musiker der Deutschen Oper auch in den reinen Orchesterwerken des Abends: Besonders intensiv gelang Ralph Vaughan Williams Fantasia über ein Thema von Thomas Tallis, mit differenzierten Registerwechseln zwischen zwei unterschiedlich großen Streichorchestergruppen. César Francks selten gespielte Suite aus dem Sinfonischen Gedicht "Psyché" gab man mit schwerem, aber nicht kaltem Prunk. Erdige bis altgoldene Farben beherrschten auch Ravels virtuose zweite Suite aus dem Ballett "Daphnis et Chloé"; überhaupt wollte Latham-Koenig an diesem Abend mehr Maler denn Geschichtenerzähler sein.

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