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Kultur: Erfolg und Enttäuschung Das Jahrbuch 2004 der Preußen-Stiftung

Die Erfolgsmeldung machte bereits die Runde: 4,665 Millionen Besucher konnten die Staatlichen Museen im Jahr 2004 verzeichnen und damit das Vorjahresergebnis um 31 Prozent steigern. Nun liegt auch das „Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz“ für 2004 vor, das diese und weitere Erfolgszahlen vorstellt und in den Zusammenhang aller Aktivitäten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz einordnet.

Die Erfolgsmeldung machte bereits die Runde: 4,665 Millionen Besucher konnten die Staatlichen Museen im Jahr 2004 verzeichnen und damit das Vorjahresergebnis um 31 Prozent steigern. Nun liegt auch das „Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz“ für 2004 vor, das diese und weitere Erfolgszahlen vorstellt und in den Zusammenhang aller Aktivitäten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz einordnet. Nicht in jedem Jahr kann Präsident Klaus-Dieter Lehmann derart im Positiven schwelgen. 2004 war ein Ausnahmejahr – nicht allein der hohen Besucherzahlen wegen, die insbesondere dem unwiederholbaren MoMA-Gastspiel in der Neuen Nationalgalerie mit 1,2 Millionen Schaulustigen geschuldet sind, sondern auch der außerordentlichen Dichte von Eröffnungen. An erster Stelle stand der spektakuläre Auftakt der Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof und den angrenzendenRieck-Hallen, aber auch die Eröffnung des Museums für Fotografie mit der Helmut-Newton- Stiftung neben dem Bahnhof Zoo und schließlich die Wiedereröffnung des von Grund auf sanierten Kunstgewerbemuseums Schloss Köpenick. Insgesamt 127 Ausstellungen veranstalteten die Staatlichen Museen im Berichtsjahr – auch das eine beeindruckende Zahl. Dass Lehmann, von Hause aus Bibliotheksfachmann, zudem die Erwerbung des zehnmillionsten Buches durch die Staatsbibliothek herausstreicht, versteht sich von selbst.

In einem hier wiedergegebenen Vortrag setzt sich Lehmann vehement für die Stärkung des Mäzenatentums ein. Anlass ist die immer schwierigere Lage der Stiftung, die zwar ihre Baumaßnahmen erbringen kann, aus ihrem gleich bleibenden Betriebshaushalt jedoch beständig zunehmende Aktivitäten finanzieren muss. Zur Manövriermasse werden die schwindenden Mittel für Erwerbungen und Ausstellungen. „Das Akzeptieren einer solchen Entwicklung“, mahnt Lehmann mit Nachdruck, „würde letztlich das Erlöschen der kulturellen und künstlerischen Ausstrahlung bedeuten.“

Wie stets, verzeichnet das Jahrbuch die Forschungsaktivitäten der Stiftungseinrichtungen. Am spannendsten ist der Beitrag von Günter Schade über die Beschlagnahmung deutscher Kulturgüter durch die Sowjetunion nach 1945 und deren teilweise Rückgabe zwischen 1955 und 1958. Fundierteres zur politischen Geschichte der „Trophäenkunst“ als dieser quellengesättigte Aufsatz war bislang noch nicht zu lesen. Schade, zu DDR-Zeiten an der Spitze der Ost-Berliner Museen, nennt es „bedrückend und schmerzhaft“, in dem Glauben gehalten worden zu sein, „die in ,selbstloser Weise von den Sowjet-Soldaten geretteten Schätze der Weltkultur’ seien – bis auf wenige Ausnahmen – vollständig zurückgekehrt.“ Wir wissen es heute besser – und sind einer Lösung dieses, wie Schade schreibt, „einzig verbliebenen und noch nicht gelösten Nachkriegsproblems“ zwischen Deutschland und Russland ferner denn je. So mischen sich im Jahrbuch 2004 Erfolg und Enttäuschung.

Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz, Bd. XLI/2004, Gebr. Mann Verlag, Berlin, 25 €.

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