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Kultur: Erlebniswelt Nazi-Bad

ARCHITEKTUR

Sprengen ist aussichtslos, das haben schon die Sowjets festgestellt und das „Kraft durch Freude“-Seebad Prora, das längste Gebäude Europas, als Kaserne bezogen. Der Bau der knapp vier Kilometer langen Urlaubsmaschine bei Binz auf Rügen, in der 20000 Urlauber ihre Ferien verbringen sollten, war 1936 begonnen worden und über das Betonskelett nicht hinausgekommen.

Seit 1992 machen sich Architekten und Denkmalpfleger Gedanken, wie mit dem maroden NS-Erbe umzugehen sei. Wenn nun der Berliner Architekt Bernhard Strecker seine gemeinsam mit dem jüngst verstorbenen Otto Steidle entwickelten Ideen in der Galerie Aedes vorstellt, so nicht ohne den Vorwurf, dass ihre kleinteilige, pragmatische und gleichwohl charmante Lösung bei den Verantwortlichen nicht auf Gegenliebe stieß.

Steidle und Strecker schlagen ein Haus-im-Haus-Prinzip vor. Das Betonskelett wird nach und nach durch Maisonette-Wohnungen individuell aufgefüllt, deren Fassaden von jeweils anderen Architekten gestaltet werden. Die Raumzellen können beliebig kombiniert werden, eine bunte Mischung großer und kleiner Ferienwohnungen, Ateliers, Studios, Büros könnte entstehen (Jour Fixe der Initiatoren mit Präsentation des Entwurfs findet heute im Pavillon der Galerie Aedes, Hackesche Höfe, Hof III, Rosenthaler Straße 40-41). Zwei Jahre Zeit benötigt die Projektgruppe, um das Projekt zu initiieren und erste Ergebnisse zu präsentieren, und sie versprechen einen weitaus höheren Verkaufserlös als alle bisherigen Versuche des Bundes, sich der Last Prora zu entledigen. Man sollte sie ihnen geben.

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