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Kultur: Eroberung des Schneckenhauses Holzschnitte von Matthias Mansen beim Kunsthandel Jörg Maaß

Tisch, Stuhl, Bett; Teller, Glas, Besteck – es sind die einfachen Dinge des Lebens, die den Berliner Künstler Matthias Mansen beschäftigen. In ebenso schlichten Formen bannt er sie auf den Bildgrund; seine Methode ist jedoch alles andere als einfach, denn er arbeitet als Holzschneider.

Tisch, Stuhl, Bett; Teller, Glas, Besteck – es sind die einfachen Dinge des Lebens, die den Berliner Künstler Matthias Mansen beschäftigen. In ebenso schlichten Formen bannt er sie auf den Bildgrund; seine Methode ist jedoch alles andere als einfach, denn er arbeitet als Holzschneider. Unter Dürer erlebte diese Technik ihre Hochzeit, mit den Expressionisten eine weitere Blüte. Und Holzschnitt heute? Der beim Kunsthandel Jörg Maaß gezeigte Rückblick auf zwanzig Jahre Schaffen ausschließlich mit dieser Methode lässt den Besucher staunen.

Noch während des Studiums an der Karlsruher Akademie der Bildenden Künste bei Markus Lüpertz entschied sich der damals 25-Jährige, den Pinsel gegen Stechbeitel und die Leinwand gegen Druckpapier einzutauschen. Trotz dieser Absage an den damaligen Boom der Malerei blieb Mansen durch die klar bezeichneten Motive, die Beibehaltung der Gegenständlichkeit, die großen, selbstbewussten Formate seinem Lehrer treu; auch die Nachbarschaft zur Klasse von Baselitz lässt sich bis heute herauslesen.

Den Anfang macht 1983 ein halb weggedrehter grüner Stuhl, der von drei Seiten durch dunkle Balken gerahmt wird. Den 1958 geborenen Künstler interessiert ganz offensichtlich die Form, die Komposition, weniger der Inhalt. Auf diesem Pfad geht Mansen weiter. Nach und nach eignet er sich die Gegenstände des Alltags an, beginnt sie immer komplexer ineinander zu verschachteln, wie es ihm die Technik des schichtweisen Druckens erlaubt. Ein weiteres Charakteristikum seiner Arbeiten sind die klaren Lokalfarben, in denen sich jedoch hin und wieder die Maserung des Druckstockes abzeichnet. Mit Vorliebe verwendet Mansen gefundenes Holz dafür, alte Möbelplanken sogar, die ihre eigene Geschichte erzählen.

Die Maserung der Dinge

Bis auf einige Ausflüge ans Meer, wo er Wasser, Wellen, Badende am Strand in seine Technik übersetzt hat, ist Mansen immer im Haus geblieben. Fast hat es den Anschein, als ob der Künstler von seinem ersten Stuhl nie wirklich aufgestanden wäre, als ob sich von dort aus für ihn die Welt erschlossen hätte. Nach und nach erobert er sich die einzelnen Räume seines Schneckenhauses, wie er es selbst einmal bezeichnet hat: Schlafzimmer, Küche, Bad, Atelier. Dass Mansen in diesen Jahren in New York, London, Paris, zuletzt im Rahmen des Munch-Stipendiums in Warnemünde gelebt hat, sieht man seinen Bildern nicht an. Und dennoch geht es die ganze Zeit um einen Diskurs mit der Umgebung, um das Verhältnis der Gegenstände untereinander, zum Raum, die Spannung zwischen Gegenstand und reiner Struktur. Wer glaubt, hier ist eine Geschichte einfach erzählt, irrt gewaltig. Spätestens beim Treppen-Bild beginnt der Betrachter die Vielschichtigkeit zu erahnen. Wie bei Marcel Duchamps berühmtem Gemälde steigt eine flirrende Figur die Stufen herab. Aber schließlich war es auch der französische Ready-made-Künstler, der als erster einen schlichten Alltagsgegenstand zum Kunstwerk erhob. Matthias Mansen folgt ihm darin; nur nobilitiert er umgekehrt Messer, Gabeln, Töpfe als Holzschnitt (Preise: von 250 bis 6400 Euro).

Kunsthandel Jörg Maaß, Rankestraße 24, bis 21. November; Mittwoch bis Freitag 15 – 18 Uhr.

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